In Kirishima werden wir heute von Shutaros Schwester Momoko empfangen, während fast alle anderen Familienmitglieder mit Ernte oder Tee-Verarbeitung beschäftigt sind. Als wir in den letzten Jahren zu Besuch waren wehte oben in den Teegärten immer ein kühler Wind, weshalb wir immer ganz schön gefroren haben. Heute ist es brennend heiß und wir sind dankbar Schatten unter den vielen Zedernbäumen, die um den Teegarten herum wachsen zu finden.
In Kirishima war es dieses Jahr bis Mitte April ungewöhnlich warm bis dann ein Kälteeinbruch einen Teil der diesjährigen Ernte zerstört hat. Im Beitrag vom 10.04.2023 haben wir das schon näher beschrieben.
An vielen Stellen im Teegarten hat Shutaro Ventilatoren aufgestellt, die in kühlen Nächte dafür sorgen, dass sich kein Bodenfrost bildet. An einigen neuen Parzellen, die eigentlich in diesem Jahr zum ersten Mal geerntet werden sollten, fehlen diese Ventilatoren allerdings noch. Shutaro hat dafür bereits einen Förderantrag gestellt, die Bearbeitung dauert aber noch bis zu zwei Jahre. Ohne Förderung, so sagt er, ist diese Ausstattung praktisch unerschwinglich. Auch unabhängig vom Frostschaden berichtet Shutaro von eher geringen Erntemengen in diesem Jahr.
In der alten Teefabrik treffen wir heute Shutaros Vater Osamu an. Er übernimmt aktuell die Schwarzteeproduktion im Familienbetrieb. Die alte Teefabrik hat sich seit wir das letzte Mal hier waren sehr verändert. Fast alle Grüntee-Produktionsmaschinen sind weg, stattdessen ist alles sehr ordentlich und wohlorganisiert für die Schwarzteeproduktion eingerichtet.
Osamu berichtet uns, dass sie planen hier künftig neben Schwarztee auch Oolong und Kamairicha zu produzieren, um ihr Sortiment Stück für Stück zu erweitern. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Um künftig mehr Kapazitäten zu haben, wollen sie in den nächsten Jahren weitere Welk-Container anschaffen und auch eine Kamairi-Maschine.
Der Duft in der Teefabrik ist wirklich überwältigend, an der einen Seite der Duft der gewelkten Teeblätter, an der anderen Seite der Geruch von frischem Schwarztee. Im Vorbeilaufen erzählt uns Osamu, dass schon sein Großvater Schwarztee hergestellt hat. Damals war es ein Exportprodukt, das nach Okinawa geschickt wurde, als Okinawa noch nicht zu Japan gehört hatte. Somit knüpft er an diese Tradition an, wobei mittlerweile auch bei ihnen in der Familie neben Sencha oder Kabusecha auch viel Schwarztee getrunken wird. Insgesamt ist Schwarztee in Japan immer mehr ein Thema.
Beim Spaziergang durch den Teegarten entdecken wir zwei Parzellen mit neuen Pflanzen. Kenji und Shutaro haben hier im Februar neue Stecklinge gesetzt: zwei neue Varietäten.
Auch die Oku Midori-Pflanzen wollen wir uns ansehen. Im letzten Jahr gab es ja schon eine kleine Menge vorab, die uns sehr gut gefallen hat. Im Yama Oku Sencha kann man diesen neuen milden und süßen Geschmack bereits erleben.
In diesem Jahr wirken die Pflanzen sehr gesund und voller Kraft. Shutaro berichtet uns später, dass er ganz begeistert ist, wie gut sich diese Pflanzen entwickelt haben. Morgen oder übermorgen soll diese späte Sorte (oku = spät) dann geerntet werden.
Neben den beiden Shinchas, die es schon länger von Shutaro gibt: Kirishima Aracha Shincha aus der Varietät Asatsuyu und Miumori Shincha aus der Varietät Asanoka, die beide sehr früh wachsen, wird es in diesem Jahr eine weitere Sorte geben: Yoru no Ka. Shutaro hat in seinem Teegarten ein Feld, das vom Mikroklima sehr begünstigt ist. Obwohl hier Yabukita Sträucher wachsen, ist die Ernte zeitgleich mit den frühen Varietäten wie Asanoka oder Asatsuyu. In diesem Jahr tatsächlich am selben Tag, dem 21.April. Für den Yoru no Ka Shincha wurden die Blätter erst am Nachmittag geerntet und dann am nächsten Morgen verarbeitet. Über 18 Stunden hat Shutaro die frischen Teeblätter unter Luftzirkulation leicht welken lassen, sodass sich ein intensiver Duft entwickelt hat. Noch ist der Yoru no Ka Shincha mit dem Miumori Shincha in der Shiage – der Finalisierung. In den nächsten Tagen sollte er aber fertig werden und dann auf den Versandweg gehen. Vielleicht können wir den neuen Shincha bei unserem nächsten Besuch in ein paar Tagen vor Ort probieren.