Heute verlassen wir die großen Inseln um mit der Fähre zu einer kleinen zu fahren: Yakushima steht heute bei uns auf dem Programm. Vor 9 Jahren waren wir nach Abschluss des größten Teils der ersten Ernte bei Haruyo und Shigeru Morimoto eigentlich zum Entspannen nach Yakushima gefahren. Als wir dann aber sahen, dass es dort einen interessanten Bio-Teegarten gibt, war die Versuchung, die Menschen, die den Tee produzieren kennenzulernen einfach zu groß. In den 9 Jahren hat sich im Teegarten einiges verändert. Damals hat Keita Watanabe noch in Tokyo gewohnt. Mittlerweile wohnen Keita, seine Frau Mariko und ihre beiden Kinder schon einige Jahre in Yakushima und entwickeln den Familienbetrieb mit großer Experimentierfreude weiter.

Keita und Mariko Watanabe
Keita und Mariko Watanabe

Angefangen haben Keitas erste Tee-Experimente mit Schwarztee von der ersten Ernte, seit einigen Jahren produziert er auch weißen Tee, den Haku-Dou. Für ihn steht dabei immer der Bezug zur Natur in Yakushima im Fokus. Sein Ziel ist es, dass man das besondere an der Natur in Yakushima im Tee schmecken kann.

Teegarten von Mankichi und Keita Watanabe auf der Insel Yakushima

Am Fährhafen von Miyanoura erwartet uns Keita und wir fahren mit dem Auto zum Teegarten. Unterwegs beschreibt auch er uns, dass auch bei ihm die Zeit der ersten Ernte in diesem Jahr sehr kurz war. Die verschiedenen Strauchsorten, die eigentlich zu unterschiedlichen Zeiten erntereif sein sollten, lagen in diesem Jahr sehr nah beieinander, sodass jeden Tag sehr viel Arbeit war, ohne Pause zwischendrin. Im März war es noch ungewöhnlich warm, der April hingegen war dann wieder recht kühl und regnerisch. Der erste Erntetag war in diesem Jahr der 30.März mit der besonders frühen Varietät Kuritawase, die auch im Watanabe Kabuse Shincha und Ryô Aracha Shincha einen Hauptbestandteil darstellt.

Watanabe Kabuse Shincha 2023

Zum Teetrinken und auch um über aktuelle Themen bezüglich unserer Bestellung und Transportplanung zu sprechen, setzen wir uns draußen vor der Teefabrik unter zwei Bäume. Nach kurzer Zeit begrüßt uns auch Keitas Vater Mankichi. Für ihn ist es eine große Erleichterung, dass der Sohn mit seiner Familie nach Yakushima gezogen ist und im Teegarten mitarbeitet.

Keita und Mankichi Watanabe

Keita bringt einige neue Ideen mit. Während Mankichi von Beginn an biologischen Anbau betrieben hat, bringt Keita auch Ideen des Shizen Saibai mit. Die Ideen von Shizen Saibai gehen noch mehr in eine Richtung von lokalen Kreisläufen. Dabei werden keine Düngemittel extern zugekauft, sondern möglichst im eigenen Betrieb hergestellt. Für den Myô Watanabe Gyokuro setzt Keita auf genau dieses Prinzip. Die Sae Midori Sträucher für diesen einmaligen Tee werden zwar ganz klassisch mindestens 21 Tage beschattet, jedoch erzeugt Keita einen speziellen eigenen Dünger aus Teeblättern die bei der Teeverarbeitung übrig bleiben. Das ist einerseits Teestaub, aber auch harte Blätter, die aussortiert werden. Hinzu kommt auch Schnittgut, beim tief herunterschneiden der Büsche. All das wird neben dem Sae Midori Feld kompostiert und dann nach und nach in den Boden eingebracht.

Kompostbereitung für den Myô Sae Midori Gyokuro

Heute gräbt er mit der Hand etwas in diesem Kompost, um uns fühlen zu lassen, wie hoch die Temperaturen im Innen des Komposts sind. Durch diese spezielle Düngung entsteht ein Tee, der nicht durch sein überbordendes Umami besticht, sondern vielmehr die feinen Gyokuro-Nuancen und einen wirklich vielseitigen Geschmack zeigt. Dennoch ist geruchlich, wie auch geschmacklich klar wahrnehmbar, dass es sich um Gyokuro handelt und auch das Umami deutlich zu schmecken. Keita Watanabe nutzt bei der Herstellung des Gyokuro für die ersten 2 Woche der Beschattung schwarze Netze, die etwa 70% des Sonnenlichtes von Pflanzen abhalten. Für die letzte Beschattungswoche tauscht er die schwarzen gegen weiße, etwas dichtere Netze, die etwa 85% des Sonnenlichtes abhalten, also die Beschattung intensivieren. Hinsichtlich der Produktionsmenge gibt es in diesem Jahr eine nicht so gute Nachricht. Vielerorts ist die Erntemenge dieses Jahr sehr gering. So war es auch bei der Sae Midori, sodass die Gesamtmenge Myô Gyokuro nur 10kg betragen hat. Wir sind sehr dankbar ein Drittel davon zu bekommen. Es gibt aber auch eine gute Nachricht. Nachdem im Teegarten zuvor seit 20  Jahren keine neuen Büsche angepflanzt wurden, hat Keita dieses Jahr die Reihen der Sae Midori ergänzt, sodass in 5 Jahren etwas mehr Tee produziert werden kann.

Neuanpflanzung Sae Midori im Teegarten von Familie Watanabe auf Yakushima

Im letzten Jahr hat er auch noch eine neue Parzelle mit einer neuen sehr blumigen Strauchsorte angelegt. Wir sind schon ganz gespannt auf neuen Tees, die hier in den nächsten Jahren entstehen. Da die Pflanzen aber erstmal groß wachsen müssen, ist noch etwas Geduld gefragt.

Mariko und Keita mit ihrem Sohn Jinta, der es liebt im Teegarten zu spielen

Auch in diesem Jahr hat Keita für uns weißen Tee, den Haku-Dou hergestellt. In den letzten Jahren war er immer aus Yutaka Midori. Da in diesem Jahr aber eine Parzelle der Kuritawase so früh erntereif war und der weiße Tee gemacht werden muss, wenn die Grünteeproduktion noch nicht angefangen hat, ist er in diesem Jahr aus Kuritawase. Für die Trocknung des weißen Tees nutzt Keita einen Schubladentrockner, den er vor Jahren ursprünglich für die Trocknung des Schwarztees angeschafft hat. Natürlich mussten wir den Tee auch gleich probieren. Wir sind wieder einmal sehr begeistert von diesem feinen und sehr ergiebigen Tee.

weißer Tee Haku-Dou 2023 von Keita Watanabe

Unser Zeitplan ist in diesem Jahr leider sehr eng, sodass wir nicht über Nacht bleiben können. Nach einer herzlichen Verabschiedung aller und der Bitte bald wieder nach Yakushima zu kommen, treten wir am Abend den Rückweg nach Kagoshima-Stadt.

frische Triebe für die zweite Ernte im Teegarten von Familie Watanabe auf Yakushima