Heute haben wir volles Programm: Wir besuchen heute gegen Mittag Junji und Yusuke Kadota in Miyazaki und am Nachmittag Haruyo und Shigeru Morimoto, deren Teegärten nur wenige Kilometer entfernt von Kadotas liegen. Beide Familien kennen sich schon seit Generationen und tauschen sich in Bezug auf ihr Wissen und ihre Erfahrungen im biologischen Teeanbau aus. Die historischen Kama bei Familie Kadota sind ein Zeugnis für die seit langem bestehende Freundschaft zwischen den Familien Morimoto und Kadota, denn sie stammen ursprünglich vom Betrieb der Morimotos.

Testproduktion Kamairicha Shincha vom wohl schmalsten Teegarten Japans
Testproduktion Kamairicha Shincha vom wohl schmalsten Teegarten Japans

Ursprünglich hatten wir geplant, heute den ganzen Tag bei Morimotos zu verbringen. Als wir aber gestern anriefen um noch einmal die konkrete Zeit unserer Ankunft abzusprechen, bat uns Haruyo Morimoto erst am Nachmittag zu ihnen zu kommen. Heute ist die Zeit der beiden nämlich sehr knapp. Es ist die Zeit mitten in der Erntezeit und ab übermorgen ist für drei Tage Regen angekündigt. Um unsere Zeit nach der langen Anreise nach Miyazaki dennoch möglichst gut zu nutzen, fragen wir Yusuke Kadota, ob wir gegen später Vormittag erst noch zu Ihnen kommen könnten. Erfreulicherweise passt für Junji und Yusuke Kadota der Zeitplan so recht gut, denn heute Vormittag haben sie noch Zeit. Für den Abend planen sie bereits zu ernten.

 

Yusuke Kadota holt uns vom Bahnhof ab und fährt mit uns gleich hinauf zu ihrer höchst-gelegenen Teegarten-Parzelle, nämlich zur Lage Arasaki. ,Arasaki liegt auf 330m. Auf dem Weg dorthin fahren wir an einem ganz schmalen, kleinen Teegarten vorbei, der zwischen hohen Bäumen und Büschen kaum zu sehen ist. Wir bitten Yusuke Kadota kurz anzuhalten, damit wir uns diesen idyllischen Teegarten einmal anschauen können. Vor etwa 50 bis 60 Jahren hat Yusukes Großvater hier die Teesträucher gepflanzt. Zuvor standen hier, wie auch in Arasaki, Mikan-Orangen-Bäume.

Yusuke Kadota im wohl schmalsten Teegarten Japans
Yusuke Kadota im wohl schmalsten Teegarten Japans

Am 25. April haben sie hier die jungen Blätter der Teesträucher des kleinen Gartens schon geerntet. Die Menge ist aber wirklich sehr klein. Sie reicht gerade um die Familie und Nachbarn mit etwas Shincha zu versorgen. Die Ernte dieser sehr kleinen Parzelle dient also nicht für den Verkauf, sondern neben der Verwendung für Freunde und Verwandte eher als erster Indikator, was von der ersten Ernte dieses Jahres zu erwarten ist. Jedes Jahr müssen die beiden Ihrem Gefühl nach die Details der Verarbeitungsweise an die Teeblätter anpassen.

Je nach Dicke, Elastizität und Feuchtigkeitsgehalt der Blätter werden Verarbeitungsschritte modifiziert, sodass ein guter Tee am Ende entstehen kann. Bei immer gleicher Verarbeitung ohne Berücksichtigung dieser natürlichen Begebenheiten des jeweiligen Jahres und Erntezeitpunkts, würde in manchen Jahren ein guter und in anderen eben kein guter Tee entstehen. Da macht es Sinn mit einer kleinen Menge zu probieren, wie die Teeblätter im jeweiligen Jahr idealerweise verarbeitet werden sollten.

Kadotas Zwei-Reihen-Teegarten in der Nähe der Lage Arasaki
Kadotas Zwei-Reihen-Teegarten in der Nähe der Lage Arasaki

Aufgrund der geschützten Lage zwischen den Bäumen und der süd-östlichen Ausrichtung ist es hier vergleichsweise warm. Der Teegarten liegt direkt am Hang. Die unterste Reihe ist ausgewachsen, weil es nicht möglich ist an dieser Stelle zu ernten. Diese ausgewachsenen Teepflanzen bilden aber einen  sehr guten natürlichen Schutz vor Bodenerosion. Wir bieten an im nächsten Jahr dort mit der Hand zu ernten, woraufhin Yusuke lächelt und erzählt, dass sie noch die alten Körbe für die Handernte aufbewahrt haben.

Yusuke (links) und Vater Junji Kadota (rechts) erzählen von den diesjährigen Erntevorbereitungen
Yusuke (links) und Vater Junji Kadota (rechts) erzählen von den diesjährigen Erntevorbereitungen

Wir fahren weiter bergauf zur noch höhere gelegenen Lage Arasaki. Dort erwarten uns Yusukes Vater, Yusukes Schwester mit ihren mittlerweile drei Kindern und ein Helfer. Sie sind gerade damit beschäftigt den Teegarten von Beikräutern zu befreien. Da das mit der Hand geschieht, ist die Familie damit einige Tage durchgehend beschäftigt. In wenigen Tagen soll dann auch hier die Ernte beginnen. Jetzt ist aber erst einmal Mittagspause. Die Familie hat mit dem Essen noch auf unsere Ankunft gewartet. Da wir aber noch den Zwischenstopp im wohl schmalsten Teegarten Japans gemacht haben, sind alle schon ganz hungrig. Am Rande des Teegartens, etwas geschützt unter Bäumen setzen wir uns, trinken den am 25. April geernteten Shincha als Kaltaufguss und essen etwas Reis und Berggemüse.

Picknick im Arasaki Teegarten von Yusuke und Junji Kadota
Picknick im Arasaki Teegarten von Yusuke und Junji Kadota

Es ist wirklich ein traumhafter Moment: Vor uns sehen wir die frischen Teesträucher und in der Ferne erstreckt sich das Meer am Horizonz, Insekten schwirren umher und immer wieder hören wir die Gesänge verschiedener Vögel. Der Arasaki Teegarten ist wahrlich ein kleines Naturparadies, wie man es in Japan selten findet. Hier können wir für einen Moment die Hektik und Anstrengungen der Reise vergessen – traumhaft!

Kadotas Yabukita Teesträucher in der Lage Arasaki
Kadotas Yabukita Teesträucher in der Lage Arasaki

Nach dem Essen fahren wir hinunter zum Wohnhaus der Kadotas. Auf dem Weg erzählt uns Yusuke Kadota, dass das frühe Frühjahr auch hier eher trocken war, dass es aber vor einer guten Woche sehr ausgiebig geregnet hat und sich seitdem Regentage mit Sonnentagen ganz gut abwechseln. Auch sind sie mit der oben schon erwähnten Testproduktion des ersten Kamairicha Shincha sehr zufrieden. Bisher gab es zudem keine Probleme mit Frost. Für die Kadotas sind sehr niedrige Temperaturen unter 5°C in der Nacht in der Zeit des Wachstums der neuen Triebe ein großes Risiko. Im vergangenen Jahr wurde in dem neben dem Haus liegenden Teegarten praktisch die ganze erste Ernte durch Frost vernichtet. Die frischen Triebe sterben bei zu niedrigen Temperaturen ab. Die Teepflanzen müssen im Anschluss wieder von vorn anfangen neue Triebe zu bilden. In anderen Teegärten sind Ventilatoren aufgestellt, die warme Luft aus weiter oben gelegenen Schichten in den Teegarten blasen. Kadotas konnten sich bisher die Einrichtung solcher Ventilatoren nicht leisten. Dafür ist der Teegarten mit seinen gerade einmal 2,6 Hektar einfach zu klein. Es ist also eine großes Glück für Familie Kadota, dass es dieses Jahr bisher keine Problem mit Frost gab.

In der kleinen Fabrik, neben den alten gusseisernen Kama, setzen wir uns noch einmal zusammen und trinken den Kamairicha Shincha von der diesjährigen Testproduktion. Auch wir sind begeistert von dem feinen, süßlichen Geschmack des Tees und freuen uns umso mehr auf den diesjährigen Kadota Aracha Shincha, der voraussichtlich in den ersten Tagen des Mai geerntet wird. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Junji (links) und sein Sohn Yusuke Kadota (rechts) am Rande ihres Teegartens
Junji (links) und sein Sohn Yusuke Kadota (rechts) am Rande ihres Teegartens

Im Teegarten Kadota gibt es in diesem Jahr auch etwas zu feiern. Vor einigen Wochen hat der Teegarten und die kleine Kamairicha-Fabrik ihr Bio-Verarbeiter-Zertifikat erhalten, nach einer mehrjährigen Umstellungsphase. Sie können nun offiziell Bio-Tee verarbeiten. In den Teegärten endet die Umstellungsphase in den nächsten Wochen, je nach Teegartenparzelle etwas früher oder später, und somit teilweise schon vor der Ernte, teilweise aber auch erst nach der Ernte. So können in diesem Jahr dann bereits einige Tees geerntet und verarbeitet werden, die dann als Bio-Tee von Kadota nach Europa kommen können.