Am Nachmittag fährt uns Junji Kadota, in dessen wunderschönem Teegarten Arasaki mit Ausblick auf das Meer wir heute Mittag zusammen Picknick gemacht haben, in den Nachbarort zu Haruyo und Shigeru Morimoto. Dort angekommen müssen wir erst einmal nach den beiden suchen.

Man nimmt anhand des feinen Duftes wahr, dass gerade frischer Tee produziert wird. Also sehen wir sogleich in der Teefabrik nach. Shigeru Morimoto ist gerade dabei Yutaka Midori Blätter zu intensiv gedämpftem Sencha zu verarbeiten. Nachdem Shigeru und Junji Kadota sich kurz gegrüßt haben, verabschiedet sich Junji bereits wieder, da bei ihm heute noch wichtige Arbeiten anstehen. Shigeru Morimoto berichtet uns, dass sie heute schon sehr früh angefangen haben, um mit der Ernte von Parzelle 12, die am Berghang gelegen ist, heute fertig zu werden. Dort haben sie die Teesträucher wieder zwei Wochen lang beschattet um einen Tee mit abgerundeter Süße und angenehmem Umami daraus hervorzubringen.

Shigeru Morimoto in seinem Teegarten kurz vor der Ernte
Shigeru Morimoto in seinem Teegarten kurz vor der Ernte

Shigeru erklärt uns, dass die Verarbeitung der Blätter von der Strauchvarietät Yutaka Midori viel Geschick und Zeit erfordert. Geschick, weil die Dämpfung aufgrund der relativ festen, dicken Blätter verhältnismäßig intensiv erfolgen muss. Darüber hinaus dauern auch die Trocknung und das Rollen zu Nadeln deutlich länger als bei feinblättrigeren Strauchsorten. Während sich Shigeru weiter der Teeverarbeitung widmet, sagt er uns, wo wir Haruyo finden können.

 

Haruyo Morimoto ist mit ihrem Schwiegersohn Tetsumori im Teegarten des Cultivars Minami Sayaka, der oberhalb der Teefabrik liegt. Gegen Mittag ist ein starker Wind aufgezogen und einige Beschattungsnetze haben sich dabei gelöst. Die beiden befestigen die Netze wieder, denn bis zur Ernte dieser Teestrauchsorte werden noch einige Tage vergehen, und bis dahin müssen die Netze dem Wind gut standhalten. Als uns Haruyo am Teegartenrand sieht, winkt sie uns aus der Ferne, befestigt noch die letzten Klammern für die Befestigung der Netze, und begrüßt uns mit einer herzlichen Umarmung. Auf dem Weg ins Haus berichtet sie uns von den letzten Tagen.

Haruyo und Shigeru Morimoto in ihrem Teegarten in Miyazaki
Haruyo und Shigeru Morimoto in ihrem Teegarten in Miyazaki

Gestern haben sie, nachdem die Bestandteile für den Morimoto Shincha fertig waren, den Shincha auch schon geblendet. Jetzt muss nur noch sortiert und die finale Erhitzung [hi-ire] gemacht werden. Das haben sich die beiden für die kommenden Regentage vorgenommen, wenn nicht geerntet wird. Aus dem Lager holt Haruyo drei Teemuster: Den Kabuse Aracha von Teegarten 1 (Standort Makiuchi-yama) aus dem Cultivar Yutaka Midori und einen beschatteten Aracha aus der Teestrauch-Varietät Saki Midori von Teegarten 10. Wir beginnen mit der Verkostung und widmen uns zuerst dem Kabuse Aracha der Strauchsorte Yutaka Midori. Auch die Teebüsche des Teegartens Makiuchi-yama haben die Morimotos zwei Wochen lang für uns beschattet. Die Aufgussfarbe ist sehr schön intensiv grün und leicht trüb. Geschmacklich ist die Teesorte als Aracha ein bisschen adstringierend, was durch die anschließende finale Erhitzung [hi-ire] aber noch verschwinden wird. Ansonsten ist der Tee des Cultivars Yutaka Midori in diesem Jahr angenehm rund im Geschmack. Die Saki Midori ist farblich noch tief-grüner und überzeugt durch eine angenehme Milde. Wir sind begeistert.

Teegartenparzelle in der Lage Makiuchiyama: Die Pflanzen der Varietät Yutaka Midori von diesem Standort bilden den Hauptteil des Morimoto Shincha 2019.
Teegartenparzelle in der Lage Makiuchi-yama: Die Pflanzen der Varietät Yutaka Midori von diesem Standort bilden den Hauptteil des Morimoto Shincha 2019.

Als letztes verkosten wir heute den Blend aus den beiden Varietäten. Die beiden harmonieren wirklich sehr gut. Nun wird Shigeru Morimoto noch sein ganzes Können beim letzten Verarbeitungsschritt, der finalen Erhitzung [hi-ire] einsetzen, und dann geht der Morimoto Shincha gleich auf den Weg nach Europa. Durch die langen Feiertage der Golden Week in Japan, wird in diesem Jahr der Morimoto Shincha gegen Mitte Mai in den Teeläden verfügbar sein.

Oku Yutaka Parzelle im Teegarten von Haruyo und Shigeru Morimoto, morgen beginnt hier die Beschattung für den Morimoto Fukamushi Sencha
Oku Yutaka Parzelle im Teegarten von Haruyo und Shigeru Morimoto, morgen beginnt hier die Beschattung für den Morimoto Fukamushi Sencha

Noch bevor wir mit dem Abendessen beginnen, gehen wir noch einmal kurz hinaus, um uns den Teegarten mit den Sträuchern der Varietät Oku Yutaka anzuschauen. Die Pflanzen sehen wirklich phantastisch aus. Obwohl die Morimotos erst morgen mit der Beschattung beginnen wollen, sind die Blätter schon jetzt, im nicht beschatteten Zustand dunkel grün und glänzen in der warmen Abendsonne. Wir probieren noch schnell ein paar Teeblätter direkt vom Feld und freuen uns schon sehr auf den diesjährigen Morimoto Fukamushi Sencha, der daraus werden wird.

Zurück im Haus begrüßen wir nun auch die beiden Töchter Yukie und Tae. Während der Erntezeit hilft Tae dabei abends die Fabrik sauber zu machen und den Aracha [vorverarbeiteten Tee] sicher zu verpacken. Yukie arbeitet seit ein paar Jahren in Vollzeit im Teegarten ihrer Eltern Haruyo und Shigeru Morimoto. Beide Schwestern albern gern miteinander und auch mit uns herum. So herrscht ausgelassene Stimmung im schönen Wohnzimmer der Morimotos. Als sich die beiden Töchter verabschieden, um mit der Reinigung der Verarbeitungsmaschinen zu beginnen, kommt Shigeru Morimoto noch einmal auf das Thema der Nachfolge zu sprechen. Die beiden sind Anfang des Jahres 70 Jahre alt geworden und sagen, dass sie bestimmt noch etwa 10 Jahre arbeiten möchten. Auch wenn die Arbeit im Teegarten und der Stress der Erntezeit sehr anstrengend sind, gibt ihnen diese Arbeit und auch das positive Feedback von den Menschen, die ihre Tees lieben und schätzen, so viel Energie zurück, dass sie diese Arbeit sehr erfüllt. Sie überlegen, wenn sie nicht rechtzeitig einen geeigneten Nachfolger finden, vielleicht die Fläche der genutzten Teegartenparzellen etwas zu verkleinern.

 

Aber Shigeru hat schon jemanden im Blick, den er für einen möglichen Nachfolger in Betracht zieht. Wichtig ist ihm, dass dieser Nachfolger feste Prinzipien hat. Das betrifft natürlich die ökologische Anbauweise, aber auch den Umgang mit Partnern. Darüber hinaus betont er, dass der Nachfolger auch offen für Vorschläge und Anregungen sein muss, denn für MARIMO produzieren die Morimotos Jahr für Jahr eine Vielzahl spannender Tees, die die Morimotos sonst niemandem liefern. Das erfordert nicht nur enormes Können bei der Teeverarbeitung, sondern auch eine Bereitschaft sich auf solche Wünsche einzustellen. In den nächsten Jahren wird es dann sicherlich konkreter, wie sich die Nachfolge der Morimotos entwickeln wird.