Als wir heute von Kimihiko Hayashi vom Bahnhof abgeholt werden merkt man ihm die Anspannung deutlich an. Bei den Hayashis in Mie wird morgen, am ersten Mai die Ernte losgehen. Für die Hayashis ist es damit kein außergewöhnliches Jahr. Im letzten Jahr haben sie am 2. Mai begonnen. Als wir nach Veränderungen im Betrieb fragen, berichtet uns Kimihiko, dass sie einige Gärten von Nachbarn übernommen haben und gerade auf Bio-Anbau umstellen. In den nächsten Jahren können auch noch einige weitere dazu kommen. In der Gegend gibt es viele ältere Teebauern, die bereits planen aus Altersgründen und fehlender Nachfolge die Teefelder zu verkaufen. Das sind gute Nachrichten, denn auch wenn es nicht mehr Bio-Betriebe dadurch gibt, so steigt zumindest die bio-bewirtschaftete Fläche.

Kabuse Sayama Kaori für den Yamanoka Kabusecha
Kabuse Sayama Kaori Parzelle für Yamanoka Kabusecha

Nachdem wir im Haus angekommen sind, gesellt sich auch Kimihikos Vater Iwao Hayashi zu uns. Sofort beginnt der fast 87jährige Bio-Pionier an von Früher zu erzählen. Gern wäre er in seinem Leben noch nach Deutschland gekommen, da wir schon über so lange Zeit- über 17 Jahre – miteinander verbunden sind, und er gerne gesehen hätte, wie es in Deutschland so ist. Er gibt aber zu, dafür nicht mehr die Kraft zu haben. Dabei fällt ihm ein, dass er auch ein recht turbulentes und arbeitsreiches Leben bis hierher hatte:

Kimihiko und Iwao Hayashi in ihrem Bio-Teegarten in Mie

Schon in der Schule hat er sich sehr für den Teeanbau begeistert. In der 5.Klasse hat er als Forschungsprojekt einen Schaukasten gebaut, indem man durch eine Glasscheibe die Teepflanzen bei der Wurzelbildung beobachten konnte. Wofür er auch prompt eine Auszeichnung erhielt. Noch während der Schulzeit hat er damals schon Kontakt mit der Teeforschungseinrichtung in Shizuoka aufgenommen um dort anzufragen, wie viele Teesorten es denn gäbe. Damals hat man ihm wohl geantwortet, dass es an die 200 verschiedenen Teesorten gäbe. Das hat ihn sehr beeindruckt – so sehr, dass er als Schüler schon angefangen hat in einer Teefabrik zu jobben. Nach der Schule hat er dann schon in der Tee-Gemeinschaftsfabrik an seinem eigenen Tee arbeiten können. Damals hat er mit 0,3ha Tee und 0,2ha Reis angefangen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Damals war er der Teebauer mit der kleinsten Anbaufläche in der Gemeinschaft von 9 weiteren. Zu dieser Zeit wurde noch überwiegend mit der Hand geerntet. Die Schichten begannen dabei schon bei Sonnenaufgang, damit so viel wie möglich geschafft werden konnte. Bezahlt wurde nach Gewicht der angelieferten Rohblätter. In der Teefabrik waren die Kapazitäten auch noch ganz anders als heute. An einem Tag konnten damals lediglich 100kg produziert werden. Dafür musste jedoch 24 Stunden, aufgeteilt auf zwei 12 Stunden-Schichten gearbeitet werden. Es waren immer 4 Personen zu selben Zeit in der Teefabrik um die Maschinen zu bedienen und zu beheizen. Zwischendurch musste immer Holz gehackt werden, um die Maschinen damit zu befeuern. Da Iwao von den 0,3ha Tee den Lebensunterhalt nicht bestreiten konnte, hatte er noch einen weiteren Nebenjob. Schon früh hatte er aber den Traum einen eigenen Betrieb aufzubauen. Mit 28 Jahren war es dann soweit und er konnte am Aufbau der eigenen Teefabrik arbeiten. Er erinnert sich noch genau an den magischen Moment, als er mit dem Bulldozer vom Ehemann seiner älteren Schwester über die Neujahrsfeiertage den Boden für das Fundament der Teefabrik bereitete. Zu dieser Zeit stieg der Teepreis kontinuierlich und die innerjapanische Nachfrage nach grünem Tee wuchs und wuchs. Mit diesem Rückenwind baute Iwao Hayashi Stück für Stück seinen Teebetrieb auf. Heute sind es stolze 9 ha, die sein Sohn Kimihiko in zweiter Generation bewirtschaftet.