Nach einer Woche im Shincha-Rausch nutzen wir nun diesen warmen Sonntag um uns mal intensiv dem Morimoto Shincha zu widmen. Klar haben wir ihn direkt nach der Ankunft vorige Woche Freitag schon riechen und auch schmecken dürfen. Wenn aber gleichzeitig die Arbeit ruft, was in diesem Falle heißt, den Tee so schnell wie möglich auch weiter zu verteilen, ist es schwierig sich dem Shincha ruhig und mit voller Aufmerksamkeit zu widmen.
In diesem Jahr ist wirklich alles perfekt aufgegangen. Die Morimotos haben am 5. April begonnen die Yutaka Midori Sträucher für den Morimoto Shincha zu beschatten. Genau 2 Wochen später, am 19. April wurde dann geerntet. Die Saki Midori, die unbeschattet gewachsen ist, wurde am selben Tag geerntet.
Das trockene Blatt ist schön nadelig. Bei genauem Hinsehen kann man den Unterschied zwischen beschatteten und unbeschatteten Blättern erkennen. Beim Öffnen der Packung strömt einem schon ein intensiver Geruch entgegen, den wir als sehr typisch für die Morimoto Tees der ersten Ernte beschreiben würden: ein wild-süßlicher Duft, der gleichzeitig auch schon das Umami im Tee erahnen lässt.
Der Aufguss ist Shincha-typisch frühlingsgrün und nur leicht trübe. Vom ersten Aufguss her würden wir den Tee als chu-mushi–Shincha einordnen, obgleich die Kabuse Yutaka Midori von Shigeru Morimoto tief gedämpft wurde. Da die Yutaka Midori tendenziell feste und dicke Blätter hat, muss der Aufguss nicht zwangsläufig trübe sein, auch wenn lang und damit tief gedämpft wurde.
Die feuchten Blätter riechen sehr schön intensiv, ähnlich dem trockenen Blatt. Hinzu kommt noch ein Geruch der an die frischen Teeblätter bei der Dämpfung erinnert. Man könnte diesen Geruch vielleicht als grasig im Sinne eines frisch gemähten Rasens beschreiben.
Geschmacklich fällt uns zu allererst das schöne Umami auf, dass den ganzen Mund auskleidet. Wir nehmen zudem vor allem grasige und gemüsige Noten war. Während in den letzten Jahren zudem auch eine zarte Adstringenz wahrnehmbar war, bleibt diese in diesem Jahr gänzlich im Hintergrund. Im zweiten Aufguss fühlen wir uns an den Geschmack von frischer Salatgurke erinnert. Der zweite Aufguss ist zudem deutlich tief-grüner und trüber, sodass wir hier auch die tiefer gedämpfte Yutaka Midori deutlicher in der Farbe wahrnehmen können. Nun spüren wir auch eine zarte Adstringenz, die aber auf der Zungenspitze bleibt.
Passend zu den sommerlichen Temperaturen heute, haben wir auch einen Kaltaufguss probiert und sind ganz angetan von dem erfrischenden Charakter des Morimoto Shincha 2021. Wir haben eine kleine Kyusu mit Keramiksieb verwendet, den Boden gut mit trockenen Teeblättern bedeckt und mit kalten gefiltertem Leitungswasser übergossen. Nach etwa 30 Minuten haben wir den Tee abgegossen. Das Umami kommt auch bei dieser Aufgussweise sehr schön zur Geltung, gleichzeitig erhält der Tee einen klärenden erfrischenden Charakter. Eine passende Vorbereitung oder auch ein schöner Begleiter für einen Waldspaziergang.