25.04.2014

Nach den Regentagen vorige Woche schien in den vergangenen Tagen fast durchgehend die Sonne, so dass die jungen Blätter der Teesträucher sich voller Energie in die Höhe strecken. Es ist also die richtige Zeit nun schnell mit der Ernte voranzukommen, bevor die Blätter zu groß werden. Als wir um zehn vor 8 mit dem Frühstück fertig sind, ist Haruyo schon mit den leeren Teesäcken in den Garten gafahren – ohne uns. Morgen sollten wir wohl eher gegen 6 Uhr aufstehen, um keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen.

Nach der Ernte in Teegarten Nr. 1 und dem Mittagessen, kehrt am späten Nachmittag ein wenig Ruhe ein, bevor dann mit der täglichen Reinigung der Maschinen begonnen wird.

Foto: Haruyo Morimoto sammelt Warabi (Farnsprossen) fürs Abendessen, am Rande von Teegarten Nr. 1

Haruyo und ich unterhalten uns in der Küche: Wieder mal eine Anfrage aus Deutschland an die Morimotos…

Seit wir mit den Morimotos im Jahr 2008 begonnen haben zusammen zu arbeiten, ist es immer wieder vorgekommen, dass uns die Morimotos Anfragen aus dem Ausland weitergeleitet haben, oder umgekehrt die Interessenten an uns weitergeleitet haben, da wir ja für sie den Großhandel machen. Im Februar diesen Jahres haben wir beispielsweise eine Email aus Frankreich von einem Keramiker erhalten, der Utensilien für die Teezeremonie herstellt, und bei seinen Ausstellungen die Tees der Morimotos mit anbieten möchte. Tae Morimoto hat ihn vor einigen Jahren in Canada kennengelernt, als sie dort bei einem großen Töpfermarkt die Tees der Morimotos verkauft hat.

Heute ist es aber leider nicht so ein erfreulicher Fall: Einer unserer Kunden schreibt den Morimotos und möchte eine Teesorte, die wir für die Morimotos vertreiben, direkt hier einkaufen. Natürlich sagt er – wie zu erwarten – nicht, dass er bereits Kunde von uns ist. Eigentlich ist das natürlich peinlich für den Kunden, so seinen Charakter zu offenbaren, aber uns ist es auch peinlich vor den Morimotos, dass sich immer mal wieder zeigt, wie manche unserer Kunden denken. Ich betone natürlich gleich, dass dies für den Großteil unserer Kunden nicht zutrifft. In letzter Zeit ist es aber leider nicht selten vorgekommen, dass Kunden oder vermeintliche Kunden irgendwelche Informationen von uns haben möchten, wie etwa die Adresse von einem unserer Teegärten. Ist es nicht etwas respektlos jemand anderem zu versuchen die Partner wegzuschnappen, und sich dann selbst noch nicht einmal die Mühe zu machen die Adresse herauszufinden? Wir sind auch diesmal wieder froh, dass wir uns auf die Loyalität unserer Teegärten verlassen können.

Schließlich ergibt sich noch ein Gespräch mit Haruyo über die Handelsstrukturen in Japan. Da wir ja bisher noch nicht die komplette Menge des hier hergestellten Tees abnehmen, bestehen natürlich hier in Japan immer noch die Handelswege weiter, die die Morimotos auch schon genutzt haben, bevor die Kooperation mit uns entstand. Das Ziel, dass wir in einigen Jahren die komplette Menge abnehmen und im Ausland verkaufen, spricht Haruyo heute allerdings noch mal klar aus, ohne dass es einen Zeitplan gibt, der auf uns Druck ausübt.

Wie bei den meisten Betrieben geht der Tee der Morimotos – also der Teil, den wir nicht abnehmen – an so etwas wie eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Hierbei geht es aber nicht um die Teesorten, die wir von den Morimotos verkaufen, sondern um „Aracha“, also gewissermaßen rohen Tee. Jeden Morgen holt eine Transportfirma die 30kg-Säcke ab, in denen sich der am Vortag hergestellt Aracha befindet. Es sind nur reine Strauchsorten, die Blätter sind nicht sortiert, d.h. kleine, feine Blätter gemischt mit großen Blättern und Kuki. Auch der letzte Verarbeitungsschritt „Hi-ire“, die finale Erhitzung, hat noch nicht stattgefunden. So ist der Tee im perfekten Zustand, um noch mit den Blättern anderer Teegärten geblendet und weiterverarbeitet, oder auch zunächst einmal einfach in diesem Zustand gelagert zu werden. Trinkt man den Aracha, so merkt man, dass dieser noch sehr frisch, krautig schmeckt, fast so wie wenn man die Blättern direkt von den Stäuchern roh ist, und dabei auch deutlich mehr Säure und Bitterstoffe enhält als der fertige Tee. Auch eine gewisse Süße fehlt in diesem Zustand noch.

Firmen innerhalb Japans, die sich für diese unvollständig verarbeiteten Blätter der Morimotos interessieren, dürfen diese nicht direkt von den Morimotos einkaufen, sondern müssen sich an die Genossenschaft wenden, die natürlich auch etwas daran verdient. Wir fühlen uns wirklich geehrt, und sind total glücklich, die einzigen zu sein, die bei den Morimotos direkt einkaufen dürfen. Dies ist natürlich die Grundlage dafür, dass wir die „wirklichen Morimoto Tees“, also die Tees, die die Morimotos bis zum letzten Schritt in ihrem Stil verarbeitet haben, überhaupt einkaufen, und in Europa anbieten können.