Unsere Reise führt uns heute in die Präfektur Mie, genauer gesagt zum Teegarten von Iwao und Kimihiko Hayashi. Die beiden kennen wir schon seit über 10 Jahren. Ihre Tees führen wir nämlich seit der ersten Stunde.Iwao Hayashi war es, der uns 2006 fragte, ob wir seine Tees in Europa verkaufen möchten. Überzeugt hat er uns mit dem tollen Geschmack seiner Tees.

Kimihiko Hayashi (links) und sein Neffe Shuhei Hayashi (rechts)
Kimihiko Hayashi (links) und sein Neffe Shuhei Hayashi (rechts)

Kimihiko und sein Neffe Shuhei holen uns heute vom Bahnhof ab. Auf der Fahrt zum Teegarten berichten wir den beiden von der positiven Resonanz der Teeliebhaber in Europa auf den neuen Fukamushi Kabusecha Yamanoka, den Kimihiko im vorigen Jahr zum ersten Mal speziell für MARIMO produziert hat. Klar kommt uns gleich die Frage in den Sinn, wann es denn in diesem Jahr mit der Beschattung (Kabuse) der Sayama Kaori losgeht, denn dies ist die Strauchsorte für die besagte Teesorte Yamanoka. Die Teestrauchvarietät Sayama Kaori ist eine eher spät austreibende Strauchsorte, sodass Kimihiko plant um den ersten Mai herum mit der Beschattung zu beginnen. Die Ernte ist dann für die Mitte des Monats geplant. Momentan zeichnet sich ab, dass die diesjährige Ernte bei Iwao und Kimihiko Hayashi in Mie eher spät stattfinden wird. Kimihiko rechnet mit dem ersten Erntetag im Zeitraum fünften bis siebten Mai. Es war in diesem Jahr im Februar besonders kalt und danach wechselten sich warme und kalte Tage ab, sodass die neuen Triebe der Teepflanzen nur langsam ausgetrieben sind. Auch hat es nicht so viel geregnet. Das war uns in Kyoto schon aufgefallen. Der Garten „Shosei-En“ sah für japanische Verhältnisse auch eher trocken aus. Normalerweise strotzen diese Gärten vor saftigem frischem Grün.

Yabukita-Teegarten von Iwao und Kimihiko Hayashi
Yabukita-Teegarten von Iwao und Kimihiko Hayashi

Kimihiko Hayashi hatte schon zum Jahresbeginn im Gespür, dass es in diesem Jahr nicht so viel regnen würde und hat deshalb den organischen Dünger einen Monat früher als üblich ausgebracht. Im Bio-Anbau besteht der Dünger hauptsächlich aus pflanzlichem Material, oftmals Reisspelzen und Rapstrester, in einigen Fällen auch natürliche Nebenprodukte aus der biologischen Tierhaltung. All diese Bestandteile der biologischen Düngung müssen im Boden erst von Mikroorganismen abgebaut und in für die Pflanzenwurzeln verfügbare Bestandteile aufgespalten werden. Wenn der Boden durch geringen Niederschlag eher wenig Wasser enthält, verläuft dieser Abbau wesentlich langsamer. Um diesen Effekt auszugleichen hat Kimihiko die Düngung zeitlich vorgezogen, damit die Nährstoffe dann rechtzeitig zur Wachstumszeit für die Pflanzen verfügbar sind. Im konventionellen Anbau ist das bedeutend einfacher. Hier würde einfach Nitrat gedüngt, was sofort für die Pflanzenwurzeln verfügbar wäre, aber auch viel schneller ausgewaschen wird und zur Verunreinigung des Grundwassers führen kann. Bio-Anbau funktioniert daher auf lange Sicht besser als die konventionelle Landwirtschaft, aber jeder einzelne kleine Schritt ist beim biologischen Anbau etwas aufwendiger und das genaue Timing muss gut durchdacht sein.

Von diesem Teefeld wird es bald eine neue Teesorte geben. Demnächst erfahrt ihr mehr darüber.
Von diesem Teefeld wird es bald eine neue Teesorte geben. Demnächst erfahrt ihr mehr darüber.

Gemeinsam mit Kimihiko lassen wir die Gedanken etwas kreisen. Es gibt im Teegarten noch zwei sehr interessante und seltene, ja vielleicht sogar einmalige Teestrauchvarietäten, die wir gerne in unser Sortiment aufnehmen möchten. Gemeinsam überlegen wir, was für eine Art Tee daraus entstehen kann. In diesem Jahr wird es sehr wahrscheinlich eine erste kleine Testproduktion geben. Ihr dürft gespannt sein.

Iwao Hayashi (links) und sein Enkel Shuhei Hayashi (rechts)
Iwao Hayashi (links) und sein Enkel Shuhei Hayashi (rechts)

Als Iwao während unseres Gespräches den Raum betritt haben wir zum Glück die Planungen bereits abgeschlossen, denn nun gilt ihm unsere ganze Aufmerksamkeit. Der 82-jährige Bio-Pionier hat sich im vergangenen Jahr aus der Teeproduktion zurückgezogen. Da er nicht mehr so gut zu Fuß ist, geht er nun nur noch ein- bis zweimal pro Woche in die Teegärten. Am Rande des Teegartens in der Lage Ayabu hat Iwao Hayashi ein Becken mit Koi-Karpfen angelegt, die er regelmäßig besucht und füttert. Wir merken, dass es ihm schwer fällt, sich ins Teegartengeschäft nicht mehr so intensiv einzubringen zu können wie früher. Er bleibt bis zum Ende unseres Besuches bei uns und wir trinken zusammen einen Tee nach dem anderen.

Yabukita Teesträucher im Teegarten von Iwao und Kimihiko Hayashi in MIe
Yabukita Teesträucher im Teegarten von Iwao und Kimihiko Hayashi in MIe