Was wäre eine MARIMO-Teereise nach Japan ohne einen Besuch bei Haruyo und Shigeru Morimoto: undenkbar. Am 25.April sind wir das erste Mal in diesem Jahr in Miyazaki und sehen uns nach einem Jahr endlich wieder persönlich. Es ist wieder unglaublich, wie sich der Betrieb der beiden von Jahr zu Jahr entwickelt. Immer mehr steigt die älteste Tochter Yukie tiefer und umfangreicher in die Arbeit im Teegarten ein. Sie ist mittlerweile nicht mehr aus dem Team wegzudenken. Auch hat sich die jüngere Tochter Tae nun entschlossen auf den Hof zurück zu ziehen, um die Eltern mehr zu unterstützen. Zuvor hatte sie 5 Jahre in einer eigenen Wohnung ein paar Autominuten entfernt gewohnt.
Vor einem Jahr wurde im Teegarten von Haruyo und Shigeru Morimoto ein neuer shi-age-Raum eingerichtet. Im Japan-Reiseblog 2016 haben wir ausführlich darüber berichtet. Shi-age beschreibt alle Prozesse der Endverarbeitung, also alles was mit dem Aracha noch geschieht bis er als fertig verarbeiteter Tee wie zum Beispiel Sencha auf den Markt kommt. Im neuen shi-age-Raum wird der Aracha zuerst sortiert, also die Blattstiele von den zu Nadeln geformten Blättern getrennt. Im Anschluss daran folgt die finale Erhitzung (hi-ire), die seit dem vergangenen Jahr mit einer professionellen hi-ire-Kikai durchgeführt wird. Zuvor haben die Morimotos eine sehr kleine Maschine verwendet, die eigentlich nur für wenige Kilogram gedacht ist, die nun vor einem Jahr durch die wirklich professionelle Maschine ersetzt wurde. Der shi-age-Raum wird im Sommer gekühlt, damit der Aracha nicht an Aroma verliert. Das verbraucht natürlich Energie. Da es den Morimotos ein Dorn im Auge war Energie für die Kühlung zu „verschwenden“, haben sie im März eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren lassen. An heißen und sonnigen Tagen produziert die Anlage nun mehr Strom als für die Kühlung benötigt wird, so dass noch Strom für anderen Dinge übrig bleibt. Gleichzeitig heizt sich das Gebäude auch etwas weniger auf, da die Sonne nicht mehr direkt auf das Dach strahlt, das von den Solarzellen bedeckt wird, so dass es einen doppelt positiven Effekt gibt.
Wir schauen uns natürlich auch wieder die einzelnen Teegarten-Parzellen genau an. Dabei fällt uns auf, dass zwischen den Reihen immer noch die Ventilatoren aufgebaut sind. Diese dienen dazu in sehr kalten Nächten warme Luft von oben in die Teereihen zu blasen, um dadurch zu verhindern, dass sich Bodenfrost bildet. Haruyo erklärt uns, dass sie diese noch aufgebaut lassen, bis tatsächlich die Ernte losgeht. In den Nächten wird es manchmal noch recht kalt, sodass es durchaus auch noch einmal einen Nachtfrost geben kann. Übermorgen ist Neumond, erklärt uns Haruyo Morimoto, und zu dem Zeitpunkt kommt oftmals kalte Luft aus den Bergen, wodurch die Nächte sehr kalt werden. Auch der Wetterbericht sagt noch einmal ein paar kalte Nächte voraus, bevor es dann zum Wochenende hin sehr warm werden soll.
Am 29. April sind wir nun zum zweiten Mal zu Besuch. In der Zwischenzeit hat es glücklicherweise keinen Nachtfrost gegeben. Alle Teegärten, mit denen wir zusammenarbeiten, haben in diesem Jahr keinerlei Frostschäden. Sicher hat das auch mit dem späten Austreiben der Pflanzen zu tun. Ohne dass wir es vorher wussten, war heute nun der erste Ernte- und Verarbeitungstag. Haruyo Morimoto – sie ist ja für die Ernte zuständig – hat 29 Reihen der Kabuse Yutaka Midori im Teegarten 12 geerntet, als erste Testproduktion. Der erste Erntetag dient bei Shigeru Morimoto immer dazu die Maschinen nach der langen Verarbeitungspause über den Winter wieder in Gang zu setzen und an die Besonderheiten des Jahres anzupassen. Der heute produzierte Tee kommt also nicht in den Handel. Oftmals verschenken die Morimotos diesen Tee an Freunde und Bekannte in der Umgebung. In den nächsten Tagen, die sehr warm werden sollen, wird dann das ganze Feld 12 geerntet und verarbeitet. Erst danach geht es mit unserem Morimoto Shincha weiter, der zwar auch aus der früh austreibenden Yutaka Midori hergestellt wird, die jedoch vom Feld 1, dem höchstgelegenen, nämlich unserem Lieblingsfeld stammt, also nicht von heute geernteten Feld 12. Für den Morimoto Shincha werden die Yutaka Midori Büsche etwa zwei Wochen beschattet. Die Blätter der Kabuse Yutaka Midori werden bei der Verarbeitung dann etwas tiefer gedämpft. Man kann fast schon von einem Fukamushi-Sencha sprechen. Als zweite Strauchsorte kommt noch die Saki Midori hinzu. Nach der Besichtigung aller Teegärten haben wir uns entschlossen die Saki Midori vom Teegarten 10 zu nehmen, da die jungen Blätter dort am besten aussehen.
In diesem Jahr liegen die Erntezeitpunkte der verschiedenen Varietäten sehr eng beieinander, sodass es sein kann, dass vielleicht die Yabukita in der Nähe des Hauses noch vor der Yutaka Midori auf dem Berg und der Saki Midori, geerntet wird. Normalerweise liegen etwa drei bis fünf Tage zwischen den frühen Sorten Yutaka und Saki Midori und der als Referenz herangezogenen Yabukita. Alle Betriebe mit denen wir in Kontakt stehen melden dieses Phänomen, dass die frühen Sorten sehr spät dran sind, während die mittleren und späten eher im Normalbereich bezüglich des Erntezeitpunktes liegen. Die kommenden Tage werden also noch sehr spannend.