Heute steht schon unser erster Teegartenbesuch auf dem Programm. Wir bleiben in der Präfektur Kyoto und fahren ins südöstlich gelegene Ujitawara. Hier sind wir in einem Teegarten verabredet, den wir schon seit über 11 Jahren kennen. Damals führten wir mit dem Besitzer des Teegartens ein Interview, in dem es hauptsächlich um die Einstellung zur Bio-Produktion und zur Bio-Zertifizierung ging.

Heute kommen wir als Tee-Importeure zurück dorthin. Man erinnerte sich noch ganz gut an die beiden großen schlanken Männer aus Frankreich… Naja, eigentlich aus Frankfurt, aber zu dieser Verwechslung kam es damals auch schon, da wir „viel zu schlank sind, als dass wir aus Deutschland kommen könnten“, wie wir hören.

Als erstes gibt es natürlich sehr viel zu erzählen. In der Zwischenzeit hatten wir ja unsere Abschlüsse gemacht, für die wir damals das Interview geführt hatten. Natürlich kommt es auch zur Frage, ob denn die Abschlussarbeit, für die Interviews gemacht wurden, denn auch gut gelaufen sei. Zum Glück war sie das. Auch im Teegarten hat sich einiges gewandelt, wurden noch bis vor ein paar Jahren fast ausschließlich Teesträucher der Varietäten Yabukita und Komakage angebaut, so wurde vor kurzem ein neues Feld mit Oku Midori und Sae Midori angelegt.

Oku Midori kennen wir als süße Strauchsorte, die zwar eine schöne Farbe hat, diese aber nicht so leicht in den Teeaufguss übergehen lässt. Aufgrund der leicht ins bläulich-grün tendierenden Farbe der Teeblätter eignet sie sich auch gut zum Herstellen Matcha: Der Miumori Matcha und der Morimoto Matcha Gyokujou sind beide aus 100% Oku Midori. Sae Midori ist in der ersten Ernte ebefalls sehr grün, viel interessanter ist jedoch das intensive umami, auch schon bei kürzer Beschattung. Wir kennen die Strauchsorte schon vom Kirishima Gyokuro und auch hier in Ujitawara ist geplant, daraus später Gyokuro zu produzieren. Wenn man den künftigen Erntezeitpunkt betrachtet, sind beide neu angepflanzten Strauchsorten komplementär: Sae Midori gehört zu den frühen Varietäten, die bis zu einer Woche früher austreibt, im Vergleich zu Yabukita-Sträuchern am selben Standort, während Oku Midori zu den späten Varietäten zählt, die etwa 4Tage bis zu einer Woche später austreibt, als Yabukita. Durch die neuen Sorten entzerrt sich dann auch der Erntepeak, der während der Ernteperiode immer wieder eine Herausforderung darstellt. Wenn alle Sträucher zur gleichen Zeit reif, im Sinne von optimaler Blattgröße und Blattdicke für die Verarbeitung sind, reichen oft die Kapazitäten der Verarbeitungsanlage nicht aus. Andererseits macht es auch keinen Sinn eine größere und damit auch teurere Anlage anzuschaffen, nur um diese dann an ein-zwei Tagen im Jahr wirklich auszulasten, um von der Erntearbeit einmal ganz zu schweigen.

Yabukita kennt sicher jeder Sencha-Trinker. Die Strauchsorte galt lange Zeit als guter Standard und hat seit den 1960er Jahren die damals noch üblichen Zairai-Pflanzen (samengezogene, nicht-sortenreine Teepflanzen) abgelöst. Etwa 70 bis 80% der Teesträucher in Japan sind Yabukita-Sträucher. Die Tendenz ist jedoch eher fallend. Immer mehr Gärten legen mehr Wert auf eine größere Vielfalt und tauschen die eher schädlingsanfällige Yabukita gegen spannendere Strauchsorten aus. Von der Komakage haben wir hier zum ersten Mal gehört. Sicherlich wurde das auch beim Interview erwähnt, aber damals waren unsere Japanisch-Kenntnisse noch nicht so gut, sodass wir leider nicht alles verstanden haben. Die Komakage ist eine sehr alte Strauchsorte, die durch große eher breitere, hell-grüne Blätter gekennzeichnet ist. Sie treibt sehr spät aus. Wir sehen auch den direkten Vergleich zwischen Yabukita und Komakage. Während wir bei der Yabukita schon ganz kleine Knöspchen sehen, ist bei der Komakage noch gar nichts zu sehen. Leider ist sie im Anbau etwas unpraktisch, weil sie sehr dicke Stämme bildet, die man nur schwer zur Verjüngung zurückschneiden kann, weshalb sie nach und nach aus dem Anbau verschwindet.

Auf dem Bild seht ihr wie weit die neuen Triebe, hier handelt es sich um Yabukita-Sträucher, in Ujitawara sind. Es dauert also noch eine ganze Weile bis hier der neue Tee geerntet werden kann. Auf unserem Shincha-Blog seht ihr, wie es hingegen schon in Kumamoto aussieht. Auch aus Yakushima gibt es Neuigkeiten. Der erste Erntetag war tatsächlich der 13.April, an dem Mankichi Watanabe die Kuritawase für den Watanabe Kabuse Shincha geerntet und verarbeitet hat.