Heute besuchen wir zum ersten Mal den Teegarten Kami-no-En, der ebenfalls in der Präfektur Miyazaki gelegen ist – genaugenommen im Nachbarort von Kadotas, wo auch Haruyo und Shigeru Morimoto ihren Teegarten haben.
Naoki Kamimizu, der den Teegarten zusammen mit seiner Frau Misa, seiner Mutter Etsuko und seinem Onkel zusammen betreibt, hat den Betrieb 2009 gegründet. Tatsächlich gibt es in der Familie aber schon eine längere Tee-Tradition. Naokis Vater Yoshihito hat über 50 Jahre bei verschiedenen Teegärten gearbeitet. Nachdem er ein Studium am Miyazaki Teeforschungsinstitut abgeschlossen hat, war er als Berater tätig und hat vielen Betrieben bei der Aracha-Produktion geholfen. Seine Aufgabe bestand auch darin in der Präfektur Miyazaki den Teeanbau zu fördern. Zuletzt hat er in einem Teegarten als Verantwortlicher für die Aracha-Produktion gearbeitet. Naoki hat während dieser Zeit beim Vater mitgeholfen und dabei seine Begeisterung für die Tee-Herstellung entdeckt. Schnell wuchs der Wunsch in ihm einen eigenen Teegarten zu führen. Durch die gute Vernetzung in der Teewelt von Miyazaki hat die Familie mitbekommen, wie ein Betrieb gerade seine Aracha-Fabrik zum Verkauf anbietet. Das war eine einmalige Gelegenheit. Durch das Knowhow des Vaters und die Begeisterung Naokis konnte diese alte Aracha-Fabrik wieder zu neuem Leben erweckt werden. Die beiden haben einige Dinge verändert und auch die ein oder andere Maschine ergänzt um wirklich guten Tee herstellen zu können.
Bei der Besichtigung der Aracha-Fabrik spüren wir die Hingabe von Vater und Sohn für die Teeverarbeitung. Alles ist sehr gut organisiert und hier und da gibt es ein paar kleine Erweiterungen, die uns mit viel Geduld erklärt werden. So gibt es an zwei zusätzlichen Stellen Sortierungschritte um einmal Bruch und etwas später auch Stängelfasern auszusortieren.
Hinsichtlich des Bio-Anbaus gab es verschiedene Einflüsse, die sie bewegt haben einen Bio-Betrieb zu betreiben. Innerhalb der Großfamilie gibt es bereits einen Betrieb, der ebenfalls Bio-Anbau betreibt. Der tatsächliche Auslöser war jedoch die Begegnung Naokis mit Shigeru Morimoto. Vor 13 Jahren war Shigeru Morimoto Vorsitzender in der Ocha-Nouka Sansai, einer Art Vereinigung von Teebauern in der Region. Shigeru und Naoki verbindet seitdem eine enge Freundschaft. Einerseits hat Naoki beeindruckt, was sich Haruyo und Shigeru Morimoto über die Jahre aufgebaut haben, andererseits hat Shigeru auch ein starkes Interesse den Bio-Anbau in der Region zu fördern, sodass er Naoki bei der Umstellung aktiv unterstützt hat.
Die Teegarten-Parzellen von Kami-no-En liegen, wie auch die von Haruyo und Shigeru Morimoto verstreut über den Ort, einige auch etwas weiter weg. Direkt vor der Aracha-Fabrik gibt es eine größere Parzelle mit Yutaka Midori und Yamanami Teebüschen, unweit der Teefabrik gibt es eine kleine Parzelle mit Yamakai und Komakage Teesträuchern und weiter oben in den Bergen idyllische Parzellen mit Yabukita Teesträuchern. Von einigen Parzellen hat man einen phantastischen Ausblick auf die Ebene und den nahegelegenen Pazifischen Ozean, von anderen blickt man in die Bergwelten von Miyazaki mit ihren tief-grün-bewachsenen Bergen und Tälern.
Zuletzt schauen wir uns noch den neuen Shiage-Raum an. Das ist der Ort für die Sortierung, finale Erhitzung (hi-ire) und das Verpacken der Tees. Direkt neben dem Haus in dem Naoki, Misa und ihre drei Kinder leben liegt diese neueste Errungenschaft der Familie. Durch eine glückliche Fügung haben sie das kleine Grundstück bekommen und haben in diesem Jahr den Shiage-Raum dorthin gebaut. Beim Eintreten riecht man noch das frische Zedernholz, als dem die Tore gebaut wurden. Innen finden wir alte Bekannte wieder: eine Farbsortiermaschine und eine Hi-ire Maschine. Morimotos haben ihre beiden älteren Maschinen an Kamimizus abgeben als sie ihre eigene Anlage etwas erneuert haben. Noch einmal generalüberholt tun die alten Geräte hier nun weiter ihren Dienst. Da kommen bei uns Erinnerungen an 2014 hoch, als wir zum zweiten Mal für eine längere Zeit bei Morimotos bei der Ernte mitgeholfen haben. Damals hatten sie die damals bereits gebrauchte Farbsortiermaschine angeschafft, damit sie Stängel und Blätter besser separieren können. Bei Kami-no-En ermöglicht sie nun eine eigenständige Produktion ohne Abhängigkeiten von Großhändlern oder Verarbeitern.
Bei unserem zweiten Besuch ein paar Tage später begleiten uns Shigeru und Haruyo Morimoto und sind ganz erfreut ihre alten Maschinen im neuen Shiage-Raum von Kami-no-En zu sehen. Shigeru merkt dabei ein paar Verbesserungen an, was die Aufstellung angeht, ist insgesamt aber überglücklich, dass Naoki und Misa nun alle Verarbeitungsschritte vom frischen Teeblatt bis zum fertigen Tee selbst durchführen. Im letzten Jahr hat Naoki in Shigerus Shiage-Raum schon den Umgang mit den Maschinen gelernt, als er seine Tees dort probeweise selbst finalisiert hat, nun stehen sie bei ihm im eigenen Betrieb.
Wir freuen uns schon darauf zum Herbst 2023 die ersten Tees von Kami-no-En in Europa vorstellen zu können.