Seit gestern sind wir nun nicht mehr allein unterwegs. Valérie und Francoise begleiten uns für etwa zehn Tage. Unser erster Teegarten-Ausflug führt uns nach Mie zu Iwao Hayashi. Diesmal holt uns Iwao zusammen mit seinem Enkel Shuhei vom Bahnhof ab. So arbeiten jetzt schon drei Generationen gleichzeitig in dem etwa 8 ha großen Bio-Teegarten. Zusammen fahren wir etwa eine halbe Stunde bis in das kleine Dorf, in dem der Teegarten umringt von kleinen so um die 300 bis 400m hohen Hügeln liegt.
Im Haus angekommen zeigt uns Iwao, wie der Umbau ihres Hauses weiter vorangekommen ist. Im letzten Jahr zog bereits die Teeverarbeitung in ein neues Gebäude um. Die Hayashis hatten etwas Sorge, dass bei einem Erdbeben das Haus die schweren Maschinen nicht mehr tragen könnte. Die alte Verarbeitungsanlage lag nämlich in einem Gebäude am Hang und damit zum Großteil im ersten Stock. Bei einem Erdbeben hätte die kleine Halle ganz schön geschwankt. Die neue Verarbeitungshalle ist daher nun ebenerdig und es gibt nur ein Stockwerk. In der alten Halle, die durch den Umzug der Tee-Verarbeitungsmaschinen nun umgebaut werden konnte, wurde ein Büro abgeteilt und im restlichen Teil befindet sich nun die Endverarbeitung, die hier auf 100% professionellem Niveau durchgeführt wird. Die Hayashis können mit der neuen Endverarbeitungsanlage von der Sortierung bis zum final erhitzen Tee alle Schritte selbst durchführen.
Wir alle sind ganz beeindruckt von Iwaos Ausstrahlung und jugendlicher Beweglichkeit. Der fast 80-jährige mehrfache Großvater – in diesem Jahr wird er 80 – ist unterwegs wie eh und je und arbeitet auch weiterhin in seinem biologischen Teegarten. Er verrät uns im Gespräch sein Geheimnis, wie er schafft in hohem Alter mit so viel jugendlicher Energie aufzuwarten. Eines war uns ja schon klar – der Bio-Grüntee. Er zeigt uns dann aber noch etwas anderes, nämlich eine spezielle Wasseraufbereitung, die er installiert hat. Familie Hayashi verwendet zum Kochen, sowie zur Teezubereitung, als auch als pures Trinkwasser nur dieses gefilterte Wasser, das aus den nahe gelegenen Bergen stammt. Sie holen zunächst Wasser von einer Quelle und füllen es in einen Wassertank. In die Mitte von dem Wassertank wird Aktivkohle hereingelegt und anschließend elektrische Spannung angelegt. Von der Idee her, sollen sich hierdurch unerwünschte Stoffe an die Aktivkohle binden. Iwao scherzt, dass er nicht sagen kann, ob und was das wirklich bringt, aber es scheint ihm gut tun. Er beobachtet auch, dass das Wasser so anders schmeckt, wie er sagt „weicher“, und besser zum Tee passt als gewöhnliches Leitungswasser.
Im Gespräch stellen wir fest, dass es nun schon 10 Jahre her ist, dass wir uns das erste Mal getroffen haben. 2006 besuchten wir Iwao zum ersten Mal. Damals waren wir noch als wissbegierige Studenten in Japan unterwegs, die herausfinden wollten warum er sich entschlossen hat biologischen Tee zu anzubauen. Heute sind wir nun als Tee-durstige Importeure zu Besuch, die sich zur Aufgabe gemacht haben seinen Tee in Europa bekannt zu machen, ganz so wie Iwao es sich vor 10 Jahren gewünscht hat, als wir selbst noch nicht auf diese Idee gekommen waren.