Der Regen ist vorüber. Zu früher Stunde begrüßt uns heute das warme Licht der aufgehenden Sonne. Ohne zu frühstücken fahren wir direkt zum Schnellbothafen von Kagoshima, denn heute verlassen wir die Hauptinsel Kyushu und fahren weiter südlich auf die idyllische Insel Yakushima.

Mankichi Watanabe in seinem Teegarten auf der Insel Yakushima
Mankichi Watanabe in seinem Teegarten auf der Insel Yakushima

Im Februar diesen Jahres war Keita Watanabe bei uns und einigen Teeläden in Deutschland und der Schweiz zu Besuch, und stellte den Gästen seinen Teegarten und einige seiner besonderen Tees vor. Keita unterstützt seit etwa einem Jahr seinen Vater Mankichi Watanabe bei der Arbeit im Teegarten und in der kleinen Teefabrik von Watanabes. Dafür ist Keita mit seiner Frau und den beiden Kindern von Tokyo nach Yakushima zurückgekehrt.

Mariko und Keita Watanabe
Mariko und Keita Watanabe

Keita und seine Frau Mariko holen uns vom Hafen auf Yakushima ab und fahren uns direkt zum Teegarten. Auf dem Weg erzählt Keita, dass wir wirklich Glück mit dem Wetter haben, denn gestern und die beiden vorangehenden Tage hat es außergewöhnlich stark geregnet. Für die Teepflanzen war der viele Regen natürlich perfekt, denn auf Yakushima ist die Shincha-Ernte bereits vorüber, so dass die Teesträucher nun wieder neue Triebe bilden können. Sie zeigen in der Tat heute schon die ersten Spitzen der Triebe, die bei der zweiten Ernte geerntet werden.

Watanabe Kabuse Shincha
Watanabe Kabuse Shincha

Am 6. April war bei Mankichi und Keita Watanabe der erste Erntetag der ersten Ernte 2019. Die Kuritawase ist im Teegarten von Watanabes die früheste Strauchsorte, gefolgt von der Sae Midori und der Varietät Asatsuyu. Die Blätter dieser drei Teestrauchsorten bilden den Watanabe Kabuse Shincha, der bereits seit Ende April in Europa erhältlich ist.

Keita-No-Koucha beim Fermentieren
Keita-No-Koucha beim Fermentieren

Bevor wir eine Runde durch die Teegartenparzellen machen, schauen wir kurz in die kleine Teefabrik. Mankichi Watanabe ist gerade dabei einen besonderen Schwarztee [koucha] herzustellen. Es ist gerade der richtige Zeitpunkt die Fermentation [hakkou] zu stoppen und den Tee zu trocknen. Der ganze Raum ist erfüllt vom fein-blumigen Duft des Watanabe Schwarztees. Natürlich wollen wir auch davon probieren. Der Tee ist angenehm duftig und weich, so dass wir uns entschließen diese neue Sorte zusätzlich zum Watanabe Kanaya Midori Koucha mit ins Sortiment aufzunehmen. Allerdings haben Keita und Mankichi nur eine Menge von zwei oder drei Kisten davon hergestellt, da viel Handarbeit dafür erforderlich ist, und dies neben der Grünteeherstellung nur in kleinem Rahmen erfolgen kann.

Mankichi Watanabe
Mankichi Watanabe

Beim Spaziergang durch die Teegarten-Parzellen, die alle etwas oberhalb der kleinen Teefabrik liegen, beschreibt uns Keita die Gedanken, die er und sein Vater beim Teeanbau verfolgen. In einem „normalen japanischen Teegarten“ werden bis zu 100kg Stickstoff pro 10 Ar (0,1ha) gedüngt. Mit dieser Menge kann man Tees mit einem auffällig starken Umami hervorbringen. Im ökologischen Teegarten sind solche Mengen jedoch unüblich.

Teegarten von Mankichi und Keita Watanabe auf der Insel Yakushima
Teegarten von Mankichi und Keita Watanabe auf der Insel Yakushima

Für biologische japanische Grüntees mit ausgeprägtem Umami wäre eine Menge von etwa 50kg pro 10Ar typisch. Watanabes verfolgen jedoch eine andere Strategie: Sie düngen nur etwa 30 bis 35kg Stickstoff pro 10Ar. Sie möchten Ihre Teepflanzen nicht mit zu viel Stickstoff „verwöhnen“. Die Pflanzen sollen die Fähigkeit nicht verlernen ihre Nährstoffe selbst aus dem Boden zu gewinnen. Die Anstrengung der Teesträucher besteht darin, hierfür ein möglichst dichtes und gut verankertes Wurzelwerk zu bilden, um so auch Nährstoffe aus tieferen Schichten aufnehmen zu können. Dadurch bilden die Blätter einen standorttypischen ureigenen Geschmack.

Keita Watanabe erklärt, worauf er und sein Vater beim Teeanbau besonders achten
Keita Watanabe erklärt, worauf er und sein Vater beim Teeanbau besonders achten

Weiter erklärt Keita Watanabe uns, dass er und sein Vater absichtlich Gräser, Klee und kleine Pflanzen an den Teegarten-Rändern stehen lassen, denn für Insekten sind diese wichtiger Bestandteil des Lebensraumes. Erst kurz vor der Ernte werden die Teegärten von Beikräutern per Hand befreit und die Ränder gemäht, sodass keine Blätter von Beikräutern in den fertigen Tee gelangen können.

Keita Watanabe gießt seinen Schwartee auf
Keita Watanabe gießt seinen Schwartee auf
Wir probieren den Watanabe Schwarztee
Wir probieren den Watanabe Schwarztee

Nach unserem Rundgang setzen wir uns in den Schatten, genießen die von Watanabes vorbereiteten vegetarischen Speisen, und trinken dabei einige von den tollen neuen Tees. In diesem Jahr wird es auch in Europa zwei neue Teesorte vom Teegarten Watanabe auf Yakushima geben. Ihr dürft gespannt sein, welche das sein werden.

Mankichi und Keitas Teegarten: Ein Ort zum Träumen und Verweilen
Mankichi und Keitas Teegarten: Ein Ort zum Träumen und Verweilen