Obwohl wir gestern Abend so richtig müde waren und auch sofort einschliefen, sind wir doch wieder Mitten in der Nacht aufgewacht und danach bis zum Morgengrauen nicht mehr wieder eingeschlafen. Die Umstellung auf die japanische Zeit nimmt uns doch immer ganz schön mit.
Nachdem wir am Vormittag noch mit Emails aus Deutschland beschäftigt waren, gehen wir mittags ein bisschen wandern. Unweit von unserem Hotel entdecken wir auch einen Bio-Laden, der den Tee von den Watanabes im Sortiment hat.Wir decken uns jetzt aber erstmal mit Bio-Sojamilch und Bio-Gemüsesaft und Umeboshi ein.
Am späten Nachmittag treffen wir dann unsere Assistentin und enge Freundin Yoko. Über einen Kommilitonen von Dietmar haben wir sie im Jahr 2007, als wir in Tokyo Praktikum gemacht haben, kennengelernt. Seitdem unterstützt sie uns bei kulturellen Fragen. Bei der japanischen Sprache genügt es oftmals nicht, einfach nur zu übersetzen, was Dietmar ja mittlerweile sehr gut beherrscht, sondern den kulturellen Kontext mit zu beachten, was ein komplettes Umdenken erfordert. Überall lauern sprachliche Fettnäpfchen. Über die Zeit entwickelt auch Dietmar ein gutes Gespür, aber die Unterstützung ist trotzdem sehr willkommen. Besonders toll ist aber, dass wir mit Yoko sowohl die Liebe zum japanischen Grüntee, als auch das Interesse für die ökologische Herstellung teilen. Umso mehr freut auch Yoko sich darauf mit uns die Teegärten zu erkunden und Pläne für die Zukunft zu schmieden.
Yoko hat 2004 die Ausbildung zum Japanese Tea Instructor abgeschlossen, bei der man nicht nur über die verschiedenen Teesorten und Strauchvarietäten lernt, sondern auch die perfekte Zubereitung, passend zur Strauchsorte, Blattgröße und Dämpfungsgrad. Nach ihrem Auslandsaufenthalt in Deutschland 2003 kam sie auf die Idee diese Ausbildung zu machen. Sie wurde in Berlin immer wieder auf japanischen Grüntee angesprochen und da sie selbst sehr viel und gerne grünen Tee trinkt, bekam sie die Idee ein japanisches Teehaus in Deutschland aufzumachen. Die Ausbildung zum Japanese Tea Instructor sollte die Grundlage dafür werden. Aus den Teehaus-Plänen ist dann doch nichts geworden. Die Ausbildung zum Japanese Tea Instructor, so erzählt uns Yoko, muss man komplett selbst organisieren, alle Themen selbstständig erarbeiten. Zuerst gilt es dann eine schriftliche Prüfung zu den theoretischen Grundlagen zu bestehen. Wenn man bestanden hat, folgt eine mündliche Prüfung und schlussendlich gilt es die Praxisprüfung, bei der Teezubereitung und sensorischen Einschätzung gefordert sind, zu meistern. Nur etwa 20% der Teilnehmer schaffen überhaupt nur die erste theoretische Prüfung. Bis zur letzten Prüfung dringen nicht mehr als 5% der anfänglichen Teilnehmer vor. Von ihr haben wir sehr viel gelernt, wie man sich dem Tee angemessen widmen kann, und auch wie man bestimmte Stoffe aus dem Tee herausholen kann. Sie ist eben ein wahrer Profi. Morgen fahren wir alle zusammen zum Teegarten von Familie Watanabe.