Der heutige Besuch bei Herrn Matsumoto im Teegarten Sakura-No En in Kumamoto bringt uns wieder einmal innerhalb von wenigen Stunden zu einer Vielzahl an beeindruckenden Erlebnissen. Die Begrüßung ist etwas hektisch, denn Herr Matsumoto hat bereits einen ausführlichen Tagesplan vorbereitet, was er alles mit unseren Kunden und uns unternehmen möchte. Das Zeitfenster für unseren Besuch ist knapp bemessen. Heute Vormittag hat Herr Matsumoto noch einen Teil des Sakura-No Sencha verarbeitet. Wir treffen ihn nun in seiner Pause, bis es dann am Abend für ihn wieder weiter geht mit der Arbeit. Wir sind sehr dankbar, dass wir, obwohl wir zur für die Familie am anstrengendsten Erntezeit zu Besuch kommen, dennoch so herzlich empfangen werden.
Kazuya und seine Frau Satomi Matsumoto holen uns direkt vom Bahnhof ab, und bringen uns zum neuen Wohnhaus der jungen Familie Matsumoto. Hier wohnen die beiden mit ihren vier Kindern, während im über 100 Jahre alten Haus der Familie Matsumoto, das wir in den letzten Jahren immer besuchen durften, nun Kazuyas Eltern leben.
Als erstes, nachdem Herr Matsumoto uns in den ersten Stock des idyllischen Holzhauses geführt hat, gießt er uns einen mit kaltem Wasser zubereiteten Shincha MOE auf, der erst vor wenigen Tagen geerntet wurde. Wir haben Glück, denn die Menge, die bereits auf dem Weg nach Europa ist, haben unsere Kunden bereits vor Monaten reserviert, so dass für uns selbst nichts zum Probieren übrig bleiben wird. Hier, vor Ort im Haus von Herrn Matsumoto, genießen wir also den frisch geernteten Shincha MOE, und zudem die Chance ihn hier mit dem lokalen Quellwasser trinken zu dürfen, was natürlich ein besonderes Geschenk für uns ist.
Es folgt ein Aufguss des Sakura-No Shincha MOE 2017 mit Kazuyas spezieller Aufgussmethode: Zuerst gießt er etwas kaltes Wasser in die offene Kyusu (Japanese Tea Instructor Kyusu). Nach einer kurzen Wartezeit fügt er heißes Wasser hinzu und gießt dann recht schnell ab. Wir sind wieder einmal hin und weg vom Geschmack und dem intensiven Duft des Shincha MOE, der dieses Jahr wieder einen fantastisch frischen Duft verbreitet, die geschmacklich von einer abgerundete Süße gekrönt wird.
Während wir den feinen Tee genießen, kommen immer wieder neue, vornehmlich vegetarische Speisen auf den Tisch, die Satomi Matsumoto für uns vorbereitet hat. Die Matsumotos legen beim Essen nicht nur Wert auf regionale Zutaten, sondern machen sich auch Gedanken darüber welche Teesorten zu welchen Speisen gut passen. Diese Überlegungen haben sicherlich auch damit zu tun, dass die Tees von Sakura-No En in einigen sehr edlen Restaurants in Japan ausgeschenkt werden. Zu den Kunden zählt unter anderen das Sushi-Restaurant des renommiertesten Sushi-Chefs in der Präfektur Miyazaki. Dort wird vor allem feiner Sencha von Sakura-No En ausgeschenkt. In anderen japanischen hochkarätigen Restaurants, die nicht auf Sushi spezialisiert sind, sondern diverse anderen Speisen anbieten, wird in letzter Zeit der in Japan mittlerweile landesweit bekannte Schwarztee von Sakura-No En angeboten, aber auch der außergewöhnliche Houjicha. Sakura-No En, die schon vor gut hundert Jahren zum offiziellen Lieferanten des japanischen Kaisers [Tenno] ernannt wurden, sind gänzlich auf gehobene Tees spezialisiert, so dass man hier nicht dem Irrtum erliegen sollte, dass es sich bei der Sorte Houijcha, der in vielen anderen Restaurants frei zum Essen ausgeschenkt wird, um eine einfache Teesorte handeln muss, auch wenn die oftmals der Fall ist. Wie bei allen anderen Teesorten ist es sicherlich wichtig eine ganze Reihe von Variationen über einen längeren Zeitraum zu probieren, um letztlich möglichst viele geschmackliche Nuancen und Spielarten innerhalb einer Sorte von Tee wie Sencha oder Houjicha zu verstehen, und die Werte der einzelnen Variationen und Ausprägungen einschätzen zu lernen. Ganz klassisch, verwenden auch feine Konfiserien die Pulverteesorten von Herrn Matsumoto, um unter anderen daraus Matcha-Kuchen herzustellen.
Zum Abschluss des phantastischen Mittagessens gibt es noch einen Matchakuchen. Eine japanische Konfiserie in der Nähe verwendet einen beschatteten Pulvertee von Sakura-No En aus alten Sträuchern für die Herstellung dieses exquisiten Kuchens. Während viele Kuchen in Japan und auch bei uns in Europa relativ süß sind, sodass man die leichte Herbheit des Tees kaum noch schmecken kann, ist dieser Matcha-Kuchen nur sehr leicht gesüßt, sodass wir den Teegeschmack genießen können, der facettenreicher kaum zur Geltung kommen könnte.
Gut gestärkt fahren wir nun in die Teegärten. Die sehr hoch gelegenen Gärten, die auf 450 bis 600m über dem Meeresspiegel liegen, wurden noch nicht geerntet. Hier ist es deutlich kühler als unten im Tal, wo auf 200m Höhe bereits vorige Woche die Blätter für den Shincha MOE geerntet wurde. In den höheren und somit kühleren Lagen, wachsen die Teebüsche generell langsamer. Auch die beschatteten Anteile für den Sakura-No Sencha, die für etwa 10 Tage abgedeckt werden, sind erst soweit ausgetrieben, dass gerade erst mit der Beschattung [kabuse] begonnen wurde. Die Ernte wird daher in etwa 7-10 Tagen stattfinden.
Während der Fahrt von einer Parzelle zur nächsten, fahren wir auf engen Serpentinen durch einen atemberaubenden Wald. Zwischendrin beeindrucken uns immer wieder Ausblicke in die Ferne, die fantastischer kaum sein könnten.
Bei der Rückfahrt zeigt uns Kazuya noch Felder von einem Freund, mit dem er seit einer Weile eng zusammenarbeitet. Kazuya Matsumoto hat den jungen Teegärtner und Produzenten, der den Betrieb von seinem Vater vor einiger Zeit übernommen hat, und nun in der vierten Generation weiterführt, vor über drei Jahren überzeugt, wie Herr Matsumoto ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, auf rein natürliche Weise zu produzieren. Mit der neuen Ernte bekommen wir auch Muster eines besonderen Tees jenes Gartens. Wir sind schon sehr gespannt.