Dieses Jahr, 2017, ist es nun genau 10 Jahre her, dass wir zum ersten Mal nach Kirishima kamen. Wie es dazu kam, ist vermutlich allein schon eine ganz interessante Geschichte. In der Zeit, kurz bevor wir selbst mit dem Teeimport und Großhandel japanischer grüner Tees begannen, kursierten in den Teeläden, bei denen wir damals für uns selbst japanischen Grüntee einkauften, einige elegante grüne Teesorten aus Kirishima. Zudem handelte es sich dabei um biologisch angebaute Sorten, was damals noch eher die Ausnahme bei japanischem Tee war. Da wir selbst in unserer Studentenzeit kaum Geld hatten, gönnten wir uns nur ein einziges Mal zu einem besonderen Anlass einen der besagten Tees. Doch die Atmosphäre des Tees, und was wir mit „Tee aus Kirishima“ assoziierten, blieb in unserer Erinnerung erhalten, und prägte unser Bild von Kirishima bereits damals, bevor wir das erste Mal selbst überhaupt nach Kirishima reisen konnten.
Als wir dann im Jahr 2007 schließlich Dank der Mitarbeit bei einer Marktstudie über Bioläden in Tokyo zum ersten Mal die Chance hatten für längere Zeit in Japan zu sein, nutzten wir unsere einzigen freien drei Tage dafür, um mit dem Shinkansen-Schnellzug nach Kyushu zu reisen, wo wir so schnell wie möglich Richtung Kirishima weiterfuhren. Hier suchten wir nach dem geeigneten Bahnhof, um möglichst zu Fuß einen der biologischen Kirishima-Teegärten zu entdecken. Doch, wir hatten keine Ahnung, wo sich die Bio-Teegärten in Kirishima genau befinden würden, und so stiegen wir mitten in den Bergen aus, da wir gehört hatten, der besagte Garten befände sich inmitten des Kirishima-Gebirges. Da es gerade als wir anfingen uns in der Gegend etwas zu orientieren, begann in Strömen zu regnen, wurde uns schnell klar, dass wir kein Glück haben würden heute noch einen Teegarten in Kirishima zu finden, doch wollten wir nicht aufgeben, und zumindest das Kirishima-Gebirge ein wenig erkunden. So liefen wir einfach bergauf, in der Hoffnung noch tiefer in die Vulkanlandschaft des Kirishima-Gebirges einzudringen. Doch der Regen wurde stärker und stärker, und so kam es, dass uns nichts anderes übrig blieb, als uns nach einem schützenden Ort umzusehen.
Dieser schützende Ort ist – wie es der Zufall entschied – das Keramik-Atelier von NARIEDA Shinichiro, das wir so im Jahr 2007 kennenlernen durften. Bei unserem heutigen Besuch bei Narieda Shinichiro feierten wir also das 10-jährige Jubiläum unseres Kennenlernens im Jahr 2007, und unserer Zusammenarbeit hinsichtlich der wunderbaren Keramiken, die wir seither von ihm erhalten haben, und vielen Kunst- und Tee-begeisterten Menschen in Europa zugänglich machen konnten. Bei unserem heutigen Besuch des 67-jährigen Künstlers NARIEDA, hatten wir neben der Feier unses 10-jährigen Kennenlernens auch die Gelegenheit einige seiner besonderen Werke betrachten zu dürfen, von denen er uns neben drei Matchaschalen auch eine seiner größeren Kabin (Vasen) überließ, für die der Keramiker in seinem Heimatland bekannt ist.
Doch es gibt vieles über Kirishima, Kunst aus Kirishima und Tee aus Kirishima zu schreiben, so dass die Zeit für den heutigen Blogeintrag wirklich viel zu kurz ist. Doch zwei Punkte gibt es noch, die einfach erwähnt werden müssen. Zum einen, nachdem wir im Jahr 2007 zwar unglaubliches Glück hatten, den Keramiker NARIEDA Shinichiro kennenlernen zu können, aber bei unserer Suche nach den besagten „Kirishima-Bio-Teegärten“ nicht sehr erfolgreich waren, hielten wir in den kommenden Jahren die Augen weiterhin offen, und trafen so im Jahr 2014 schließlich auf Osamu Hayashi, den Vater von Shutaro Hayashi, der damals in der vierten Generation den Teegarten der Familie betrieb. Ein guter Zeitpunkt, denn inzwischen ist die Leitung des Familienbetriebs auf den Sohn Shutaro Hayashi übergegangen, der in etwa demselben Alter ist wie wir, was für uns eine spannende und bereichernde Erfahrung ist, denn üblicherweise sind die Teehersteller in Japan eher im Alter unserer Eltern.
Nun, im Jahr 2017, gibt es auch hier zum Anlass unserer mittlerweile immerhin 3-jährigen Zusammenarbeit, eine Besonderheit: Den „KIRISHIMA ARACHA SHINCHA – aus Kabuse Asatsuyu Sträuchern“. Es handelt sich hier einerseits, wie der Namensbestandteil „Asatsuyu“ schon sagt, um einen Shincha aus der Strauchvarietät Asatsuyu, der zudem aber noch drei weitere besondere Merkmale aufweist. Die Asatsuyu-Sträucher werden beschattet [Kabuse Asatsuyu], und sie werden im Zustand als Aracha [nicht-finalisierter Grüner Tee] zu uns nach Europa kommen, um einen 100 prozentigen Shincha-Geschmack im Sinne von sehr jungem Tee zu haben. Zudem handelt es sich um die „Kinder“ von Asatsuyu Sträuchern, die genetisch also nicht absolut gleich ihren „Eltern“ sind [Japanisch: Mishou), und damit einzigartig nur im Teegarten von Shutaro Hayashi zu finden sind. Ein Kirishima Aracha Shincha aus Kabuse Mishou Asatsuyu Sträuchern also, zu dem es keinen vergleichbaren anderen Shincha geben kann. Naja, und es gibt nur 10kg – mal sehen, ob überhaupt etwas für uns übrig bleibt, damit wir selbst einmal probieren können. Sonst freuen wir uns über das Feedback derjenigen, die die Chance dazu gehabt haben werden den KIRISHIMA ARACHA SHINCHA – Kabuse Asatsuyu 2017 zu probieren (mehr zum Kirishima Aracha Shincha).
Sicherlich sind unsere Teereisen in Japan leider oft so hektisch, dass kaum Zeit bleibt die vielen spannenden und erfreulichen Momente wirklich in Ruhe genießen zu können, die sich hier täglich ergeben. Doch, zumindest versuchen wir jedes Jahr wenigstens einen Tag frei zu halten, an dem wir eine Bergwanderung unternehmen können, die dann wirklich den Genuß der Landschaft und der Atmosphäre der verzaubernden Umgebung gewidmet ist. Dabei ist eine wunderbare Wahl ein Aufstieg auf einen der Vulkane oder Vulkankrater der Kirishima-Vulkankette. Während sich „Bergaufstieg“ selbst in unseren Ohren nach „Wanderung“ anhört, und vieleicht wie eine nette Freizeitunternehmung klingt, nicht aber unbedint nach besonderer Inspiration, mussten wir feststellen, dass jedes Mal aufs Neue, wenn wir die Chance dazu haben, eine Vulkanwanderung auf der Kirishima Vulkangruppe mit zu den inspirierensten Momenten überhaupt gehört. So ist auch der oben abgebildete Kirishima Druck (ein Risographie-Druck mit 25 Exemplaren) entstanden, über den im Blogeintrag zum Kirishima-Druck selbst mehr zu finden ist, und auch dazu, wo er bereits erhältlich ist. Vielleicht ja auch bald an weiteren Orten, doch es gibt nur 25 Exemplare, wie bereits erwähnt.