Heute ist der erste April und auch in Japan ist „Scherztag“. Es wird heute also lustig!

Am Vormittag haben wir einen Fototermin vereinbart. Auch von Familie Hayashi wollen wir ein Familienfoto machen, damit wir von nun an die Tees aus Kirishima mit dem „Gesicht des Gartens“ zeigen können. Im vergangenen Jahr haben wir uns erst einmal kennen gelernt, über Teestrauchsorten, Handel und Bio-Philosophie diskutiert. Für ein Foto der Familie war am Ende dann keine Zeit mehr.

Eigentlich hatten die Hayashis sich gewünscht, dass wir mit dem Familienfoto noch warten bis die neunen Blattriebe weiter gewachsen sind. In Kirishima ist es im Vergleich zu dem Teil südlichen Teil von Kagoshima, in dem der Teegarten von Familie Watanabe liegt, sehr kühl, auch deshalb, da der Garten von Familie Hayashi höher gelegen ist. Hier in Kirishima zeigen sich erst die ersten sehr kleinen Blatttriebe, während bei Familie Watanabe schon geerntet wird. Da wir leider nicht bis zur Ernte Ende April hier bleiben können, starten wir heute Vormittag nun doch einen Versuch die Familie mit ihrem Bio-Teegarten auf einem Foto festzuhalten.

MARIMO_Kirishima Familienfoto mit Ziege

Ja, wie das so ist mit Ziegen. Sie haben ihren eigenen Kopf und wollen im Mittelpunkt stehen. Die Haltung der etwas eigenwilligen Ziege (sie hat auch einen Namen: Yagi-O), ist wirklich ein lustiges Experiment, die Beikräuter nicht zu bekämpfen und sie trotzdem loszuwerden. Und noch einmal ohne Ziege.

MARIMO_Kirishima Familienfoto1

Mittags fahren wir zusammen mit Shutaro Hayashi zu Narieda. Wie immer bleiben wir erstmal in seiner Werkstatt hängen und suchen besondere Teeschalen, Matchaschalen und Gyokuro-Kyusu aus. Wieder einmal hat Narieda eine neue Form und Farbgebung entworfen, die uns begeistert.

MARIMO_Narieda Garten

Bei unserem letzten Besuch hatte sich Narieda schon gewünscht, dass wir einmal gemeinsam zum Kirishima Schrein fahren. Er würde uns dort den Oberpriester vorstellen, der uns einiges über die Geschichte des Schreins berichten würde. Im vergangenen Jahr hatten wir dafür leider keine Zeit mehr. In diesem Jahr haben wir den Besuch im Schrein fest eingeplant. Vor dem Schrein angekommen, werden wir vom Priester Yamashita empfangen. Es ist nicht der Freund, den uns Narieda vorstellen wollte. Dieser hatte leider keine Zeit. Herr Yamashita begrüßt uns, erklärt uns wie wir uns am Brunnen vor dem Schrein säubern und führt uns danach hinter die Absperrungen – in den Bereich, den man als Normalsterblicher nicht betreten darf (zum Glück kennen wir Narieda!).

MARIMO Narieda Kirishima Jingu

Gemeinsam laufen wir die Treppe hoch zum Heiligtum des Schreins. In diesen Bereich kommt man eigentlich gar nicht rein, nur Priestern und sehr ausgewählten Gästen wird zu besonderen Anlässen Zugang gewährt. Hier wird uns die Geschichte und Mythologie des Schreins und der vielen verschiedenen Gottheiten im Shintoismus erklärt. Wir dürfen mit hierher, weil wir uns für die japanische Kultur wirklich ernsthaft interessieren und dies auch über einige Jahre unter Beweis gestellt haben, was Narieda offensichtlich so sehr überzeugt hat, dass uns mit diesem Besuch einen noch tieferen Einblick ermöglichen möchte. Es ist uns seine große Ehre.

MARIMO_Narieda_abendessen

Zum Abendessen gehen wir in eine kleine Soba-Bar: Kamimura Sobayasan. Es ist ein kleines Ecklokal bestehend aus einer Theke mit 7 Stühlen. Hinter der Bar wird gekocht. Narieda hat für uns vegetarisches Essen bestellt. Darunter können sich die meisten Japaner erst einmal nichts vorstellen. Bei allen Speisen wird erstmal nachgefragt: Esst ihr denn auch kein Hühnchen, esst ihr denn Fisch? Meerestiere sind aber ok, oder? Yoko ist dazu übergegangen zu sagen, dass wir nur Gemüse essen. Das wurde dann wirklich wörtlich genommen, und so erhalten wir heute ein üppiges Gemüse-Abendessen. Es wird wieder ein sehr lustiger Abend mit Narieda, nicht nur weil erster April ist. Mit ihm bekommen wir immer Einblicke in das Leben im Kirishima-Gebirge, das sich vollkommen von dem unterscheidet, was man sonst so in der Gegend erleben kann. Wir lernen heute wieder neues Vokabular: YOKABANAAAAAAAAAAAA !!!! Im Kagoshima-Dialekt bedeutet es so viel wie, dass etwas unaussprechlich gut ist. Die Beschreibung trifft auf den Abend zu. Später erfahren wir, dass es sogar noch eine Steigerung gibt – unvorstellbar. Interessanterweise kannte Shutaro Hayashi den Ausdruck nicht, obwohl er nur etwa eine gute halbe Stunde Autofahrt von Narieda entfernt aufgewachsen ist.

MARIMO_Wirtin_Kamimurasobayasan

Heute wird es aber nicht ganz so spät. Narieda ist schon um 3 Uhr morgens aufgestanden und dementsprechend doch schnell müde. Gegen 21 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Kokubu, wo wir wieder im Haus von Shutaro Hayashis Oma übernachten dürfen.