[ hier ist der KIRISHIMA ARACHA SHINCHA – aus Kabuse Asatsuyu Sträuchern von Shutaro Hayashi in Kürze erhältlich ]
Als wir in den letzten Jahren bei Shutaro Hayashi in Kirishima mit Kunden aus Europa zu Besuch waren, hatten wir schon einigen Male die Gelegenheit, den Kirishima Aracha Shincha von Shutaro zu probieren. Dabei handelte es sich allerdings nicht jedes Jahr um die gleiche Teestrauchvarietät. So war es beispielsweise im Jahr 2016 die Varietät Asanoka, die Shutaro Hayashi für seinen Kirishima Aracha Shincha verwendete. Das Feedback seitens unserer Kunden war immer großartig, als wir den Aracha Shincha vor Ort bei Shutaro probierten. Daher hörten wir immer wieder den Vorschlag von unseren Kunden, den Aracha Shincha von Shutaro doch zu importieren, damit er in den entsprechenden Teefachgeschäften angeboten werden könnte.
Shutaro Hayashi war sich jedoch damals genauso wie wir etwas unsicher, ob es wirklich sinnvoll ist, einen Aracha Shincha in Europa anzubieten. Hintergrund für diese Überlegung war, dass durch die absichtlich nicht durchgeführte Finalproduktion, um die unglaubliche Frische der Teeblätter zu erhalten, jedoch die Blätter nicht so stark „stabilisiert“ sind, da noch mehr Feuchtigkeit in den Blättern enthalten ist. In tiefgekühltem Zustand würde es zwar für die Lagerung keine Rolle spielen, ob das Blattgurt finalisiert ist oder nicht, doch je höher die Temperatur ist, umso mehr finale Erhitzung [hi-ire] ist notwendig, um dennoch einen stabilen Geschmack über eine gewisse Zeit von zumindest einem halben Jahr oder Jahr garantieren zu können. Sowohl während des Transports von Kirishima bis zu unseren Kunden in Europa wäre der Tee jedoch nicht gekühlt, und bei den Teefachgeschäften in den meistens Fällen auch nicht. Wäre dann also noch der pure, frische Geschmack des Kirishima Aracha Shincha erhalten, bis er letztlich bei denjenigen ankommt, die ihn genießen wollen?
Den Kirishima Aracha Shincha kauften wir vor dem Hintergrund dieser Überlegungen im Jahr 2015 und 2016 nicht ein, da der „wahre Geschmack“ eines solchen Aracha Shincha tatsächlich nur in den ersten Wochen bis maximal drei Monaten voll zu Geltung kommt, also müsste er extrem schnell von Kirishima aus bis in die Teeläden in Europa kommen. Wird der Tee direkt in Japan verkauft und von den Shincha-Fans vor Ort getrunken, ist das sicherlich eine vollkommen ausreichende Zeit, doch bis der Tee erstmal nach Europa gekommen ist, und dort an die Teefachgeschäfte verteilt wurde, wären erfahrungsgemäß bereits einige Wochen vergangen. Doch wir haben weiter überlegt…
Als Shutaro Hayashi im Frühjahr 2017 zu uns nach Deutschland und Frankreich kam, um bei einigen Teefachgeschäften, die großen Wert auf seine Tees legen, Verkostungen durchzuführen, sprachen wir das Thema des Kirishima Aracha Shincha also nochmals an. Denn wir hatten von einem anderen Teegarten im Jahr 2016 mehrere Aracha-Muster erhalten, die wir mehrere Monate später probierten, und merkten, dass der Zustand nicht zwangsläufig so stark veränderlich ist wie wir angenommen hatten. Zudem kamen wir zur Überlegung, mit einer sehr kleinen Menge, die Shutaro für uns speziell produzieren würde, zu arbeiten, und diese kleine Menge dann bei unserer Rückreise aus Japan direkt im Koffer mitzunehmen, um die Blätter so frisch und so schnell wie möglich in Europa anbieten zu können. So sprachen wir im März 2017 mit Shutaro über unsere Idee, und er war sofort begeistert.
Nun ging es eigentlich nur noch darum, wie genau der „KIRISHIMA ARACHA SHINCHA 2017“ produziert werden würde, und auch um das Thema, aus welcher Teestrauchvarietät. Da Shutaros Vorliebe derzeit vor allem den beiden Teestrauchvarietäten Asatsuyu und Asanoka gilt, schlug Shutaro gleich vor, eine dieser beiden Teestrauchvarietäten für den Kirishima Shincha zu verwenden. Als wir uns dann in den vergangenen Tagen im April 2017 in Kirishima in seinem Teegarten trafen, zeigte uns Shutaro Hayashi die Teesträucher der Varietät Asanoka, die er vor einigen Jahren im Teegarten direkt neben der kleinen Teeverarbeitungshalle angepflanzt hat. Im Vergleich zum Jahr 2013, als wir die Asanoka-Sträucher zum ersten Mal sahen, sind diese mittlerweile ganz schön prächtig gewachsen, und zeigen, dass sie sich im Teegarten von Shutaro sehr wohlfühlen. Dennoch, um beschattet zu werden, sind die Asanoka-Sträucher von Shutaro immer noch etwas zu jung und empfindlich, was man auch daran sieht, dass sie noch nicht ganz zu einer Reihe zusammengewachsen sind. Bis es soweit ist, wird es sicherlich noch ein oder zwei Jahre dauern. Da der „KIRISHIMA ARACHA SHINCHA“ nach Vorstellung von Shutaro, aus beschatteten Sträuchern [kabuse saibai] hergestellt werden sollte, kommt aus dieser Perspektive die Asanoka dieses Jahr somit noch nicht in Frage.
Shutaros Entscheidung bezüglich der Teestrauchvarietät für den KIRISHIMA ARACHA SHINCHA 2017 fiel also letztlich auf die Teesträucher der Varietät Asatsuyu. Doch muss man, wie kürzlich schon mal am Rande erwähnt, zu den ausgewählten Asatsuyu-Sträuchern wirklich noch etwas mehr sagen. Die von Shutaro Hayashi hergestellte Sorte „Tennen Gyokuro“ aus der Varietät Asatsuyu stammt von Blättern der Asatsuyu-Sträucher in seinem Garten, die wirklich aus Stecklingen der Strauchvarietät Asatsuyu gezogen wurden. Das heißt es handelt sich um Teesträucher, die aus den abgeschnittenen Ästchen eines Asatsuyu-Strauchs gezogen wurden, und somit sind sie genetisch betrachtet identisch. Doch bei den Blättern der Asatsuyu Pflanzen für den KIRISHIMA ARACHA SHINCHA 2017 verhält sich dies etwas anders.
Betrachtet man das Foto, das wir kurz nach dem 20. April 2017 im Teegarten von Shutaro Hayashi in Kirishima aufgenommen haben, fallen vor allem drei Charakteristika besonders auf, die erkennen lassen, dass es sich um Asatsuyu-Teesträucher handelt: Zum einen sind die Blätter verhältnismäßig klein und dünn, und zum anderen ist die Blattfarbe sehr schön leuchtend grün. Soweit könnten es dennoch auch die Blätter einiger anderer Strauchvarietäten sein. Doch das dritte Charakteristikum deutet recht eindeutig auf Asatsuyu Cultivare hin, denn die ganz jungen kleinen Blätter sind am spitzen, nach oben strebenden Ende leicht rötlich gefärbt. Ein sehr typisches Merkmal der Asatsuyu Cultivare. Beschattet man die Asatsuyu-Sträucher, so wie es Shutaro in den vergangenen Tagen arrangiert hat, verschwinden die rötlichen Spitzen allerdings, und wandeln sich gänzlich in intensives Hellgrün. Doch was ist an den Asatsuyu-Sträuchern anders, die Shutaro dieses Jahr für den KIRISHIMA ARACHA SHINCHA verwendet, verglichen mit den Asatsuyu-Sträuchern für den Tennen Gyokuro?
Wie sich auf obigem Foto erkennen lässt, sind die Teesträucher des hier gezeigten Asatsuyu-Teegartens von Shutaro Hayashi nicht ganz einheitlich. Die Sträucher zeigen keine so großen Unterschiede wie bei einem Zairai-Garten (Teegarten mit Sträuchern, die aus Samen gezogen wurden, deren Eltern nicht bekannt sind), bei dem sehr unterschiedliches Wachstum und sehr verschiedene Blattformen, -farben und Blattgrößen vorzufinden sind. Die Teesträucher im Mishou-Asatsuyu-Teegarten von Shutaro Hayashi zeigen zwar nicht die vollkommene Gleichheit eines sortenreinen Teegartens, der aus Stecklingen einer Varietät gezogen wurde, sind jedoch auch bei weitem nicht so unterschiedlichen wie die Sträucher in einem Zairai-Teegarten. Zwischen den einzelnen Sträuchern gibt es nur überraschend kleine Unterschiede in der Blattform, Blattfarbe und Blattgröße. Interessanterweise ist das Wachstum zudem weitgehend einheitlich, so dass die Teesträucher in Shutaros Mishou Teegarten so gut wie gleich weit ausgetrieben sind. Shutaro fasst es kurz und pragmatisch: Es sind im Großen und Ganzen Asatsuyu-Sträucher, auch hinsichtlich ihrer geschmacklichen Eigenschaften, aber dennoch ist es kein reiner Asatsuyu Cultivar. Daher nenne ich es immer meinen „besonderen Asatsuyu-Teegarten“. Vermutlich ist der Zeitpunkt des Austreibens der frischen Triebe mütterlicherseits vererbt, denn die Mutter all dieser Pflanzen ist die Asatsuyu Strauchsorte.
(Da wir obiges Fotos bereits am 27. April 2017 aufgenommen haben und somit gerade noch wenige Tage vor der Kirishima Aracha Ernte 2017, stammt der hierfür verwendete Tee noch von Ernte 2016)
Die Frage danach, um was für einen Teegarten es sich handelt, wenn es nicht gänzlich reine Asatsuyu Cultivare sein kann, aber eindeutig auch keine Zairai-Sträucher sein können, ist einfach zu beantworten: Es handelt sich um Mishou-Sträucher der Varietät Asatsuyu. Es ist ein Teegarten, der aus Samen gezogen wurde. Doch während ein Zairai-Teegarten aus Samen gezogen wurde, bei denen die Herkunft unklar ist, also sowohl die Art des Vaterstrauchs als auch die Art des Mutterstrauches unklar ist, ist dies bei Mishou-Sträuchern nicht der Fall. Bei Mishou-Sträuchern ist nämlich die Varietät des Mutterstrauches (Eizelle) eindeutig, doch die Varietät des Vaterstrauches (Pollen) nicht bekannt. Für einen Mishou-Garten werden die Samen von einer Strauchvarietät gesammelt. Da die fruchttragenden Blüten an diesem Strauch mit Pollen anderer Sträucher befruchtet werden, ergeben sich in der Folgegeneration viele Ähnlichkeiten, aber eben auch einige Unterschiede durch die Kombination mit verschiedenen Vaterpflanzen. Die Blätter der Teesträucher, die Shutaro Hayashi für den KIRISHIMA ARACHA SHINCHA 2017 verwendet, stammen also von Mishou-Sträuchern der Varietät Asatsuyu, was bedeutet, dass sie den reinen Asatsuyu-Sträuchern sowohl äußerlich als auch geschmacklich sehr ähnlich sind, doch auch einige andere Nuancen aufweisen, die es so nur im Mishou-Asatsuyu-Teegarten von Shutaro Hayashi geben kann.
Beim KIRISHIMA ARACHA SHINCHA 2017 handelt es sich also nicht nur um einen Shincha, der deshalb spannend, da er im Stadium von Aracha erhältlich ist, sondern auch, da niemand anderer einen solchen Shincha herstellen könnte, denn die Mishou-Asatsuyu Sträuchern in der Form gibt es natürlich nur im Teegarten von Shutaro Hayashi, da Mishou-Sträucher aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der Natur immer, wie jedes Kind auf der Welt, einzigartig sind. Dass Shutaro seine Mishou-Asatsuyu Sträuchern noch beschattet, verleiht dem Tee neben der Frische und Süße, für die sowohl ein Shincha als auch die Varietät Asatsuyu ohnehin bekannt ist, noch mehr Süße und Umami. Der direkte, unverfälschte Geschmack der noch nicht fertig verarbeiteten, und damit noch eher rohen Blätter eines Aracha, machen den Tee natürlich umso spannender, und garantieren einen gewissen Grad an Shibumi, der dem Tee seinen natürlichen Charakter verleiht. Naja, und es handelt sich natürlich um einen Tee, den Shutaro Hayashi produziert, und so trägt dieser selbstverständlich die Handschrift seines Meisters.