Unsere Reise führt uns ganz zu Anfang der neuen Woche nach Kirishima, wo wir Shutaro, Kenji und ihren Vater Osamu Hayashi treffen. Shutaro Hayashi begrüßt uns gleich am Bahnhof. Er kommt direkt aus dem Teegarten und ist auch noch in voller Montur: Farmer‘s Shoes, Gartenhose, Hut und ein Hemd für die Arbeit im Teegarten. Man merkt im ersten Augenblick unseres Wiedersehens, dass seine Gedanken schon bei der bevorstehenden Erntephase sind, man merkt aber auch, dass er damit voll in seinem Element ist. Auch von ihm hören wir, dass die diesjährige erste Ernte wohl sehr stressig, mit sehr langen Arbeitstagen werden wird. Die frühen Sorten rücken näher an die späten Sorten heran, sodass einige Varietäten wohl in etwa zur gleichen Zeit erntereif sein werden. Noch hat die Ernte aber nicht begonnen, da es erst in den letzten Tag wärmer geworden ist, und die jungen Triebe noch sehr klein sind.
Zuerst fahren wir zu dem kleineren der beiden Teegärten von Familie Hayashi. Dieses Stück Land, gut einen Hektar groß, hat die Familie vor über 10 Jahren übernommen. Hier wurde schon vorher ökologischer Tee erzeugt, der Besitzer war nur irgendwann zu alt, um den Garten weiterzuführen. Zudem hatte er keine Nachfahren, die den Garten weiter führen wollten. Dieses Phänomen kennen wir aus vielen Teilen Japans. Immer weniger junge Menschen wollen die harte Arbeit im Teegarten leisten und ziehen lieber in die Großstädte in der Hoffnung auf einen Büro-Job. Zum Glück gibt es aber auch junge Leute, wie Shutaro und Kenji Hayashi, die in der Arbeit auf dem Teefeld und bei der Tee-Verarbeitung richtig aufgehen, und sogar Pläne haben den Garten und die Verarbeitung Stück für Stück zu erweitern, und zudem vollem Elan sind, neue und besondere Tee-Qualitäten hervorzubringen.
Neben dem gut einen Hektar großen Teegarten ist eine kleine Weide, etwa 40 Ar groß. Hier wird im Moment noch Bio-Weidegras erzeugt. Im Laufe des Jahres wird hier aber ein neuer Bio-Teegarten entstehen. Die Hayashis tauschen mit dem Bauern, dem die Parzelle gehört, die Felder. Sie erhalten das Stück neben ihrem Teegarten, dafür erhält der Farmer ein Stück Land, das den Hayashis gehört, aber zur Zeit nicht genutzt wird, das sogar noch in der Nähe des Stalls liegt. Shutaro überlegt hier Tsuyu Hikari anzubauen, wenn er Stecklinge dieser Varietät bekommt. Direkt daneben zeigt er uns ein Feld, das im Moment leicht grün gescheckert aussieht. Die Pflanzen sind zwar alle etwa gleich ausgetrieben, aber die Blattfarbe ist nicht ganz einheitlich. Wir ahnen sofort, worum es sich handelt: Mishou, also samengezogene Pflanzen von einer Muttersorte, also keine keine Zairai-Sträucher, denn diese wären noch deutlich unterschiedlicher. In diesem Falle sind es die Mishou-Nachkommen der Asatsuyu Sträucher. Die Sträucher sind daher der Asatsuyu Varietät sehr ähnlich, aber nicht 100% gleich. Noch sind einige Blätter etwas rötlich, was typisch für die Asatsuyu Cultivare ist, wenn man sie nicht beschattet. Sobald man sie beschattet, was Shutaro Hayashi für die nächsten Tage geplant hat, entwickelt die Pflanze eine intensive, fast neonartig leuchtend grüne Blattfarbe. Morgen, am Dienstag, beginnt dann tatsächlich die Beschattung auf dieser Parzelle, sodass Anfang Mai ein wunderbarer Shincha geerntet werden kann.
Der Kirishima Tennen Gyokuro stammt übrigens nicht von diesem Feld, denn dieser ist aus gänzlich sortenreiner Asatsuyu Cultivar hergestellt. Am anderen Standort hat Shutaro aus Stecklingen gezogene Asatsuyu Sträucher angepflanzt. Von dort stammt der Tennen Gyokuro. Bis zum anderen zusammenhängenden Teegarten sind es nur wenige Minuten. Hier treffen wir neben Shutaros Bruder Kenji auch ihren Vater Osamu. Wir bleiben beim Thema Strauchsorten. Shutaros Vater Osamu Hayashi zeigt uns ein bestimmte Parzelle, auf der auch in Zukunft weiter Zairaishu angepflanzt bleiben sollen. Die Vorlieben Shutaros und seines Vaters gehen recht weit auseinander. Während Osamu eher die blumig duftende Kanaya Midori und abgerundete Zairaishu mag, schwärmt Shutaro eher für die fein-eleganten und extravaganten Strauchsorten wie Asatsuyu, Oku Yutaka und Asanoka. Während an einigen Stellen im Teegarten die alten Zairai-Sträucher herausgenommen werden, damit dort andere, rare Sorten jeweils in klein unterteilten Parzellen wachsen können, soll diese eine Parzelle mit Zairai bleiben. Darüber sind wir sehr froh, denn die Zairai von Shutaro Hayashis Teegarten schätzen wir persönlich sehr, auch da diese bei der zweiten Ernte eine hervorragende Qualität erreicht, während die anderen Sorten eher bei der ersten Ernte ihre beste Zeit haben.