Für uns geht es nun immer weiter in den Süden. Heute steht ein Besuch bei Kazuya und Satomi Matsumoto (Sakura-No En) an. Mit Kazuya stehen wir schon seit gut zwei Wochen in engem Kontakt. Er hält uns auf dem Laufenden, wie sich die Sträucher für den Sakura-No Shincha MOE entwickeln. Schon beim Treffen am Bahnhof merken wir, dass Kazuya schon ein bisschen aufgeregt ist, so kurz vor dem Erntebeginn. Natürlich ist eine unserer ersten Fragen, wann es denn nun soweit ist und der Sakura-No Shincha MOE 2017 geerntet wird. Im letzten Jahr (2016) war die Ernte am 17.April. Wann es in diesem Jahr soweit ist erklärt uns Kazuya während wie das MOE-Feld besichtigen. Er holt etwas weiter aus:
Den richtigen Erntezeitpunkt zu finden erfordert nicht nur gute Kenntnis darüber, wie der Blattstand sein sollte, sondern auch gute Kenntnis des Terrains. Das Yabukita-Feld für den Shincha MOE wächst nämlich nicht einheitlich, weshalb für den Moe auch keine vollen Reihen geerntet werden, sondern immer nur die Ränder.
Das Wachstum der jungen Sprossen beginnt zunächst in vertikaler Richtung. Die jungen Triebe streben gen Himmel. Es findet ein Längswachstum statt, wobei die Blätter zu Anfang mit der Blattspitze nach oben gerichtet sind. Die jungen Blätter sind noch zu fein um der starken Frühjahressonne standzuhalten, weshalb sie noch nicht zur Sonne hin ausgerichtet sind. Nach der Bildung von etwa drei bis vier Blättern verlangsamt sich das Längswachstum. Es werden nun nur noch langsam neue Blätter gebildet. Stattdessen verändert sich nun langsam die Ausrichtung der Blätter. Sie stehen nicht mehr mit der Spitze zum Himmel, sondern richten sich nach und nach mit der Blattfläche zur Sonne aus. Die Pflanze vergrößert die Blattfläche um eine möglichst große Oberfläche für die Photosynthese zu bilden. Von oben gesehen kann man die beiden Wachstumszustände sehr schön sehen. Solange noch alte Blätter sichtbar sind, so hat das horizontale oberflächenvergrößernde Wachstum noch nicht eingesetzt. Genau am Scheitelpunkt zwischen beiden Wachstumsphasen ist die Zeit für den Shincha-Moe – also noch gerade bei dem Punkt, an dem die Blätter aufrecht mit der Spitze gen Himmel zeigen. Für Sencha wartet man generell bis die Blätter mit der Blattfläche zur Sonne gerichtet sind. Zu dem Zeitpunkt kann man in der Aufsicht keine alten Blätter mehr sehen. Sie werden vollständig von den neuen verdeckt.
Wir haben heute das Glück beide Zustände gleichzeitig zu sehen. Am einen Rand des Feldes, der zum Wald hin gelegen ist, sind die Pflanzen schon recht weit gewachsen. An einigen Stellen sind die neuen Triebe so dicht, dass wir tatsächlich keine alten Blätter mehr sehen können. Das liegt vor allem daran, dass die Bäume etwas Schatten spenden, wodurch das Mikroklima an diesen Stellen feuchter ist. Hier wird Kazuya Matsumoto keinen Sakura-No Shincha MOE mehr ernten können. Nach ein paar Schritten, die wir in die Teereihen hineinlaufen zeigt sich uns ein ganz anderes Bild. Hier sind die Triebe noch sehr klein, sodass wir ohne Mühe die alte Blattdecke darunter sehen können. Kazuya hat aus diesem Grunde beschlossen von der Seite aus die Blätter für den Shincha MOE zu ernten, die weiter entfernt von den an den Teegarten angrenzenden Bäumen liegt. Spontan sagt er, dass es frühestens übermorgen soweit ist. Im Laufe des Gesprächs und nachdem er alle Reihen durchschritten hat, korrigiert er sich noch einmal auf circa den 27.April.
In den vergangenen Jahren gab es im Teegarten Sakura-No En immer wieder Frost, sodass ein Teil der Triebe noch vor der Ernte wieder eigegangen ist. In diesem Jahr gibt es keinerlei Frostschäden. Es war lange Zeit sehr kalt und recht plötzlich wurde es dann warm, T-Shirt-Wetter. Kazuya rechnet damit, dass die Erntezeit in diesem Jahr sehr kurz und sehr stressig sein wird, weil die Pflanzen bei dem warmen Wetter gut wachsen. Wenn es nun auch noch regnet, Mitte nächster Woche wahrscheinlich, wachsen die Pflanzen dann sehr schnell. Dann stehen wirklich sehr sehr lange Arbeitstage an.