1) Definition von Tennen Gyokuro
„Tennen Gyokuro“ bezeichnet im strengeren Sinne keine bestimmte Teesorte, sondern kennzeichnet bestimmte Teestrauchsorten, sowie die aus diesen Teestrauchsorten hergestellten grünen Tees. Tennen Gyokuro steht zwar inhaltlich in einem Zusammenhang mit der Teesorte Gyokuro, doch sind die beiden Begriffe „Gyokuro“ und „Tennen Gyokuro“ klar voneinander abzugrenzen.
Der Begriff Tennen Gyokuro ist Beiname bestimmter Teestrauchsorten, die vorwiegend für die Herstellung von grünem Tee Verwendung finden. An deren ersten Stelle ist die japanische Teestrauchsorte Asatsuyu zu nennen, gefolgt von Sae Midori und Oku Midori. Auch die japanische Teestrauchsorte Oku Yutaka wird gelegentlich als Tennen Gyokuro bezeichnet. Was aber besagt die Bezeichung dieser Teestrauchsorten als Tennen Gyokuro?
Tennen Gyokuro spielt dabei auf den Geschmack der Teesorte Gyokuro an, deren geschmackliches Hauptcharakteristikum sicherlich die ausgesprochene Süße und auch deren Umami sind. Wie bei unserem Beitrag über die Teesorte Gyokuro detailliert nachzulesen ist, wird die Süße der Teesorte Gyokuro vor allem durch die ausgesprochen lange Beschattung [Kabusecha] der Teesträucher erreicht. Dabei werden für die Gyokuro Herstellung unter anderem Teestrauchsorten der Varietäten Goko oder auch die weit verbreitete Yabukita verwendet. Eine Regel, welche Strauchsorte für die Teesorte Gyokuro zu verwenden ist, existiert nicht, da die Bezeichnung als Gyokuro sich nicht auf die verwendeten Strauchsorten bezieht, sondern auf die Art der Herstellung.
„Tennen“ heißt „natürlich“, und spielt darauf an, dass die oben genannten Strauchsorten wie Asatsuyu, Sae Midori, Oku Midori und Oku Yutaka, „von Natur aus“ eine „natürliche Süße“ entwickeln, dass der Geschmack des daraus hergestellten Tees an den Geschmack der Teesorte Gyokuro erinnert.
2) Geschmack von Tennen Gyokuro
Der Geschmack der als Tennen Gyokuro Bezeichneten Teestrauchsorten ist verständlicherweise jeweils sehr unterschiedlich. Während gemeinsames Charakteristikum der so bezeichneten japanischen Teestrauchsorten ist, dass alle eine starke Süße zu entwickeln vermögen, so sind die anderen geschmacklichen Charakteristika jedoch sehr unterschiedlich.
Oku Midori erinnert unserer Erfahrung nach geschmacklich am ehesten an die Teesorte Gyokuro, da Oku Midori zusätzlich zur Süße von einer schönen Milde gekennzeichnet ist. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der Geschmack der Oku Midori sich von Ernte zu Ernte sehr stark unterscheiden kann. Während Oku Midori der ersten Ernte sehr mild ist, können bei der zweiten und dritten Ernte etwas mehr adstringierende Noten hinzukommen, die teilweise auf die stärkere Sonneneinstrahlung in den Sommermonaten zurückzuführen sind.
Im Vergleich zur Oku Midori ist die Strauchsorte Asatsuyu zusätzlich zur Süße gekennzeichnet von einer eleganten Frische, die besonders bei der ersten Ernte zum Vorschein kommt, aber auch bei der zweiten Ernte noch herausragend in Erscheinung treten kann. Diese Frische allerdings ist nicht unbedingt typisch für die Teesorte Gyokuro, besonders wenn es sich um Tee des Anbaugebietes Uji handelt, bei dem eine Lagerung über einen gewissen Zeitraum nicht unüblich ist.
Selbstverständlich ist es auch möglich, und nicht selten vorzufinden, dass Teestrauchsorten wie Asatsuyu, Oku Midori, Oku Yutaka und Sae Midori, die den Beinamen Tennen Gyokuro tratgen, beim Anbau beschattet werden. Dieser Anbau als Kabusecha trägt selbstverständlich dazu bei, dass zusätzlich zur „natürlichen Süße“ der Tennen Gyokuro-Strauchsorten die Süße durch die Beschattung hinzukommt.
Zwei Beispiele für Tees, die aus Tennen Gyokuro-Strauchsorten hergestellt, und zusätzlich noch beschatteten werden, sind der biologisch angebaute Kirishima Tennen Gyokuro der Familie Hayashi aus der Präfektur Kagoshima und der ebenso biologisch angebaute Fukamushi Sencha der Familie Morimoto aus der benachbarten Präfektur Miyazaki in Süden Japans (Insel Kyushu). Während Familie Hayashi für den Kirishima Tennen Gyokuro die Strauchsorte Asatsuyu verwendet, und 100% der Sträucher beschattet werden, verwendet die Familie Morimoto für ihren Fukamushi Sencha ausschließlich die Blätter der japanischen Teestrauchsorte Oku Yutaka, wobei aber nur die Hälfte der Büsche dafür beschattet werden. Die Morimoto blenden für ihren Fukamushi Sencha also den Kabusecha aus den beschatteten Büschen der Oku Yutaka mit den Blättern der unbeschatten Oku Yutaka.