Nach dem Frühstück brechen wir auf: Zusammen mit drei unserer Kunden aus Deutschland, die in Kiel, München und Dresden unsere MARIMO-Tees in ihren Teeläden verkaufen. Sie sind mit uns zusammen unterwegs, um die Bio-Teegärten persönlich kennenzulernen – mehr also als nur „Teehandel“. Vielmehr geht es auch darum vor Ort viel zu sehen und zu lernen, und diese Erfahrungen dann weiterzugeben. Unser Ziel liegt gut 200km südlich von Kirishima, wo eigentlich nur das offene Meer zu finden ist. Erst einmal fahren wir mit dem Zug nach Kagoshima, wo wir in das Tragflächenboot Richtung Süden umsteigen. Nach gut zwei Stunden ist unser Ziel erreicht: Die atemberaubende Insel Yakushima.

Yakushima_Inselblick_Watanabe

Im Vergangenen Jahr, also 2014, fuhren wir nach der Ernte bei den Morimotos nach Yakushima – eigentlich um die schöne Natur dort zu genießen und uns etwas von der Hektik und dem kurzen Schlaf während der ersten Ernte zu erholen. Wie es uns als Teemenschen so geht, können wir es aber nicht sein lassen herausfinden, ob auf der abgelegenen Insel nicht vielleicht auch einen Bio-Teegarten gibt. Kurzerhand finden wir heraus, dass es sogar insgesamt drei relativ kleine Bio-Teegärten gibt, und überlegen, ob wir nicht vielleicht spontan einen davon besuchen könnten. Aber welcher Garten von den dreien könnte uns wohl gefallen und guten Tee haben?

Yakushima_Tal

Ein Teegarten springt uns regelrecht ins Auge, nachdem wir eine Landkarte von Yakushima gefunden haben, in der zum Teil die Gesichter der Betreiber einzelner Gärten zu sehen sind: Es ist der Bio-Teegarten von Mankichi Watanabe, dessen Gesicht auf dem Foto uns auf Anhieb sympathisch erscheint. Nachdem wir auf der Insel Yakushima ankamen, haben wir uns also als erstes ein Fahrrad geliehen und uns gleich auf den Weg zum Teegarten gemacht – ganz schön leichtsinnig, wie sich auf dem Weg herausstellt. Auf Yakushima regnet es sehr viel, und es zog an dem Tag auch noch sehr starker Wind auf. Zudem waren die Fahrräder nicht besonders gut in Schuss, an der Küste ging es ständig auf und ab, und der Gegenwind wurde immer stärker. Auf etwa der halben Strecke fing es an sehr stark zu regnen, und der Gegenwind lässt und fast auf der Stelle treten. Obwohl wir uns mit Regensachen ausgestattet haben werden wir klatsch nass.

Es ist nur ein Gedanke, der uns dazu bringt überhaupt weiterzufahren: Wenn der Weg zum Teegarten von Mankichi Watanabe so beschwerlich ist, und uns alle Anzeichen zu sagen scheinen „Kehrt um und vergesset den Teegarten“, muss am Ende ein wahrlich einzigartiger Teegarten auf uns warten. Wir halten also durch. Nach zwei Stunden Fahrt und komplett erschöpft kamen wir völlig durchnässt beim Bio-Teegarten von Mankichi Watanabe an. Nachdem wir ein paar Worte gewechselt haben, und das Staunen über die verregneten Fahrradfahrer aus den Gesichtern der Watanabes verschwunden ist, verstehen wir uns auf Anhieb gut. Die Idee auf der Insel Yakushima Freizeit zu verbringen und zu entspannen schwindet schnell, und wir verbringen letztlich fast unsere kompletten drei Tage zusammen mit Mankichi Watanabe und den Helfern im Teegarten. Einen Nachmittag nehmen wir uns aber doch Zeit, um einmal hoch in der Berge zu fahren, und ein wenig wandern zu gehen, und die seltene Pflanzen und atemberaubende Landschaft zu genießen.

MARIMO_Yakushima_Zeder_Watanabe

Für die wunderschönen mehrere tausend Jahre alten Zedern und unfassbar schönen Wälder kommen schon auch mal Touristen aus dem Ausland auf die Insel. Teebegeisterte zog es bislang selten nach Yakushima. Obwohl die Anbaubedingungen durch die hohe Feuchtigkeit ideal sind, gibt es auf Yakushima vergleichsweise wenige Teegärten, was wohl auch an dem eng begrenzten Gebiet liegt, in dem Teeanbau überhaupt möglich ist. Nur ein schmaler Streifen an der Küste ist an manchen Stellen einigermaßen Eben. Dahinter geht die Landschaft schnell in die steil hinaufstrebenden Berge über. Das Zentrum der Insel besteht aus mehreren Vulkanen, von denen der höchste Krater „Miyanoura-Dake“ mit über 1900m die höchste Erhebung der Region Kyushu darstelt, zu der Yakushima gerade noch dazu gezählt wird. Von der Mitte aus bis zum Schildkrötenstrand von Nagata erstreckt sich ein Nationalpark. Da die Insel Heimat von unglaublich vielen Tier- und Pflanzenarten ist, und zudem hier die wahrscheinlich ältesten Zedern der Welt stehen – die älteste soll 7000 Jahre alt sein – hat die UNESCO die Insel Yakushima im Jahr 1993 zum Weltkulturerbe erklärt.

Watanabe_Yakushima_Wald

Heute, im April 2015, also knapp ein Jahr nachdem wir zum ersten Mal hier her kamen und Mankichi Watanabe und seinen idyllischen Bio-Teegarten kennenlernen durften, gibt es keine großen Wellen, und die Überfahrt von Kagoshima-Stadt nach Yakushima verläuft sehr ruhig. Im Hafen von Miyanoura angekommen laufen wir zu unserem Hotel. Nach dem Einchecken fahren wir gleich weiter zum Teegarten von Mankichi Watanabe. Das Wetter ist sehr unbeständig, sodass wir uns entschließen mit dem Bus zu fahren und dann den letzten Teil der Strecke zu laufen. Es hat tagsüber einfach zu stark geregnet, weshalb heute keine Ernte stattfindet. Wir streunen nach der Begrüßung aber ein wenig durch die nahegelegenen Bio-Teegarten-Parzellen. In der Zwischenzeit, seit unserer Abreise vor etwa einer Woche, nachdem wir mit Mankichi Watanabe unsere Shincha-Vorbestellung besprochen haben, haben die Watanabes neben der Kuritawase noch Sae Midori und Yutaka Midori geerntet.

Watanabe_Yakushima_Teegarten

Wenn ihr den Blog schon längere Zeit verfolgt, wisst ihr ja, dass wir im Teegarten von Mankichi Watanabe dieses Jahr bereits Ende März zusammen geerntet haben. Für unseren neuen Bio-Watanabe-Kabuse-Shincha wurden die Kuritawase- und Sae Midori-Sträucher schon geerntet. Auch Yutaka Midori wurde in der Zwischenzeit schon geerntet, die aber kein Bestandteil unseres Watanabe Kabuse Shincha sein wird. Es fehlt für unseren Watanabe Kabuse Shincha so nur noch eine Strauchsorte, die wir besonders mögen – Asatsuyu. Der Name der Strauchsorte Asatsuyu bedeutet übersetzt Morgentau. Die Strauchsorte ist fantastisch grün und präsentiert sich mit einer unglaublichen Süße – ein wahrer Schatz – aber nicht ganz einfach zu kultivieren im Bio-Anbau. Zum Glück können wir uns auf den Jahrzehntelangen Erfahrungsschatz von Mankichi Watanabe im biologischen Teeanbau verlassen.

Watanabe Kabuse Shincha

In den nächsten Tagen, wenn es dann einmal aufhört zu regnen, wird hier gleich mit der Ernte fortgefahren. Wir sind alle schon ganz gespannt darauf.