1. Definition von Yanagicha

Yanagicha bezeichnet einen japanische Grüntee der Nachernte, im Regelfall der Nachernte der ersten Ernte, und gehört üblicherweise zur Gruppe der gedäpften japanischen Grüntee [ Sencha ]. Die Ernte des Yanagicha als Nachernte der ersten Ernte unterscheidet sich dabei durch mehrere Kriterien zur zweiten Ernte:

(A) Der Erntezeitpunkt ist früher als es für die zweite Ernte üblich ist. Je nach Region und Lage (z.B. Meeresnähe versus Lage in den Bergen) findet die erste Ernte in Japan etwa Mitte April bis Mitte Mai statt, teilweise auch noch deutlich später. Die Nachernte erfolgt circa zehn Tage bis zwei Wochen nachdem die Tee-Sträucher für die erste Ernte beschnitten wurden. Der Abstand zwischen dem Schneiden für dei erste Ernte und der zweiten Ernte jedoch beträgt circa vier bis sechs Wochen.

(B) Während bei den üblichen Ernte (erste Ernte, zweite Ernte, dritte Ernte) nur die neu nachgewachsenen Blätter geerntet werden, so werden bei der Yanagicha-Ernte (Nachernte der ersten Ernte) sowohl einige frisch nachgewachsene Blattsprossen und junge Triebe geerntet, während aber auch ältere Blätter mit geerntet werden. Es ergibt sich beim Yanagicha also eine Mischung als jungen Trieben und ausgewachsenen Blättern.

2. Verarbeitung von Yanagicha

2.1 Übliche Verarbeitung
Für Yanagicha werden die geernteten Teeblätter heutzutage im Regelfall gedämpft, und ähnlich den anderen Sencha-Sorten verarbeitet. Während bei Sencha als Unterkategorie die Nadelform allerdings ein wichtiges Kriterium ist, bekommen die Blätter des Yanagicha beim Rollen allerdings eher eine flach-gedrückte Form, die teilweise etwas an die chinesische Teesorte Long Jing (Drachenbrunnentee) erinnert, auch wenn Herstellung und Geschmack sich deutlich unterscheiden.

2.2. Besondere Formen der Verarbeitung
Sicherlich gibt es verschiedene Variationsmöglichkeiten bei der Herstellung von Yanagicha, doch eine besondere Verarbeitungsmethode, die wir beim den Morimotos kennengelernt haben, möchte ich hier kurz vorstellen, da sie uns in der Form beim Yanagicha sonst noch nicht begegnet ist. Für den Morimoto Yanagicha lassen die Morimotos die frisch geerntet Blätter über Nacht, oder manchmal sogar noch einen Tag liegen, so dass sie minimal anfermentieren. Dies geschieht ganz im Gegensatz zu den anderen Tee, für die die Blättern immer so frisch wie möglich gedämpft werden, um die Fermentation so früh wie möglich zu stoppen, damit die Blätter komplett grün bleiben.

Durch das Liegenlassen der Blätter für den Morimoto Yanagicha entsteht aufgrund der leichten Fermentation der Hauch einer blumigen Nuance, wie es in ähnlicher Weise von Oolong- (Wulong-) Sorten bekannt ist. Bei der Fermentation werden die Bitterstoffe (Gerbstoffe, Katechine) in Aromen umgewandelt, so dass ein Teil der bitteren Nuancen der älteren Blätter verschwinden, und der Tee leichter, blumiger wird. Dazu kommt natürlich eine gewisse frische durch die jungen Triebe, die sich ebenso im Yanagicha befinden. Auch wenn beim Yanagicha der Morimotos wie beim Yanagicha, wie bei Yanagicha üblich, junge Triebe enthalten sind, ist es mir wichtig zu betonen, dass der Anteil der jungen Triebe selbstverständlich eben nur ein Anteil ist, und es sich nicht um einen Tee handelt, der nur aus jungen Trieben besteht [ Shincha ]. Auch die Oolong- (Wulong-) Akzente sind eben nur Akzente, und der Morimoto Yanagicha würde von sich nicht behaupten, dass es sich um einen Oolong (Wulong) handelt. Ein spannender Tee ist der Morimoto Bancha / Morimoto Yanigicha jedoch unserer Meinung dennoch aufgrund seiner außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte.

3. Strauchsorten für Yanagicha

Yanagicha kann grundsätzlich aus jeder japanischen – oder theoretisch gesprochen auch aus Teesträuchern anderer Länder – hergestellt werden. Entsprechend der verwendeten Teestrauchsorte unterscheidet er sich geschmacklich deutlich, wobei in den meisten Fällen Mischungen aus mehreren unterscheidlichen Teestrauchsorten angeboten werden, da so der Geschmack auf eine relativ unkomplizierte Weise abgerundet werden kann.

4. Qualitäten von Yanagicha

Bei der Qualität des Yanagicha spielen natürlich viele Faktoren des Anbaus, der Ernte und der Verarbeitung eine wichtige Rolle, die jedoch auch bei vielen anderen Teesorte entscheidende Einflussfaktoren darstellen. Beim Yanagicha gibt es jedoch einen besonderen Einflussfaktor, den es bei anderen Teesorten nicht in derselben Weise gibt: Das Mengenverhältnis zwischen jungen Trieben und älteren Blättern. Je später geerntet wird, desto älter werden natürlich nicht nur die jungen Triebe, sondern auch die älteren Blätter der Teesträucher, doch gleichzeitig eröht sich mengenmäßig natürlich auch der Anteil der jungen Triebe, die rasch wachsen.

Grundsätzlich ergibt sich so beim Yanagicha ein spannendes Spiel, geschickt – beeinflusst durch Erntezeitpunkt und Einstellung der Schnitthöhe der Enrtemaschine – eine Komposition aus der Frische der jungen Triebe, und den härteren, tendenziell mehr Gerbstoffhaltigen älteren Blattern zu erstellen.